ALA23

«Das Präsidium ist eine besondere Ehre für mich!»

Alois Huber leitet das zehnköpfige Organisationskomitee der ALA23. Im Interview erzählt der Bio-Landwirt und Nationalrat, was ihn an der Aufgabe reizt, und warum man die ALA23 auf keinen Fall verpassen darf.

Was hat Sie am Job des OK-Präsidenten gereizt?
Alois Huber:
Das Präsidium ist natürlich eine besondere Ehre für mich. Ich freue mich riesig auf all die Begegnungen und die Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten. Die ALA23 gibt mir die Möglichkeit, meinen Berufsstand auf der grössten Plattform zu präsentieren, die es im Kanton gibt. Was das Amt bedeutet, weiss ich noch von der letzten ALA, die 2013 stattgefunden hatte. Ich war damals gerade neu als Präsident des BVA im Amt. Und die ALA13 war ganz klar der Höhepunkt meiner gesamten Amtszeit. Jetzt kann ich die ALA23 als OK-Präsident nochmals aus einer ganz anderen Perspektive erleben. Einbringen kann ich meine Vernetzung in die Politik. So kann ich dem BVA etwas zurückgeben für all die tollen Erlebnisse während meiner zwölf Jahre im Vorstand und acht Jahre als BVA-Präsident. Und ich bin überzeugt, dass ich auch für mich ganz persönlich viel aus dieser Aufgabe ziehen kann – unvergessliche Erinnerungen an einen hoffentlich grossartigen Anlass.

Sie sind Nationalrat, Vizepräsident des SBV, führen einen eigenen Betrieb, und jetzt kommt auch noch das Amt als OK-Präsident der ALA23 hinzu. Wie bringen Sie all das unter einen Hut?
Diese Frage wurde mir schon oft gestellt. Und ehrlich gesagt, wenn ich jeweils zurückschaue, weiss ich selbst nicht, wie alles unter einen Hut passte. Momentan profitiere ich enorm davon, dass meine Tochter Anja auf dem Betrieb arbeitet und mir enorm viel Arbeit abnimmt. Dank dem Handy weiss ich selbst im Nationalratssaal immer, ob alles rund läuft im Stall. Enorm wertvoll ist auch die Unterstützung meiner Frau Silvia. Der Spruch, hinter jedem erfolgreichen Mann stehe eine starke Frau, trifft bei uns absolut zu. Doch das Allerwichtigste ist die Freude an der Arbeit, ohne die geht es nicht. Kopfzerbrechen bereitet mir einzig, dass sich die ALA23 mit dem Start des Nationalrat-Wahlkampfs überschneiden wird. Da wird es sicher anspruchsvoll sein, alle Termine im Griff zu haben.

«Aargauische Landwirtschaftliche Ausstellung» – das klingt nach einer Fachausstellung für die Branche.
Nein! Die ALA23 ist nicht die Ausstellung für die Branche, sondern von der Branche für Gross und Klein. Wir wollen mit der ALA23 zeigen, wie wir arbeiten, produzieren und leben. Wir machen eine Leistungsschau, aber nicht mit den besten Milchkühen und den grössten Traktoren, sondern mit all den Leistungen der Landwirtschaft, von denen die Konsumentinnen und Konsumenten täglich profitieren.

Was bietet die ALA23 für die Besucherinnen und Besucher?
Das grösste Highlight, das wir anstreben, ist das positive Gefühl, das die Besucherinnen und Besucher mit nach Hause nehmen werden. Sie besuchen auf der Schützenmatte ihren Bauernhof. Denn mit ihrem Konsumverhalten arbeiten alle Konsumentinnen und Konsumenten indirekt auf den Aargauer Bauernhöfen mit. Sie bestimmen, was und wie wir Bäuerinnen und Bauern produzieren. Wir konzipieren das Ausstellungsgelände der ALA23 als riesigen Bauernhof, auf dem es alles zu sehen und zu erleben gibt, was die Landwirtschaft zu bieten hat. Wir haben zum Beispiel eine Herde von Milchkühen, die mit dem Melkroboter gemolken werden und die jeden Tag mitten durch den grossen Pflanzgarten auf die Weide können. Ein weiterer Höhepunkt wird sicher die Eröffnungsfeier, an der wir allen danken können, die zum Gelingen der ALA23 beigetragen haben, seien es die vielen Hundert Helferinnen und Helfer, aber auch die Sponsoren, ohne die so ein riesiger Anlass gar nicht möglich wäre. Ich persönlich freue mich besonders auf die geplanten Schulexkursionen an die ALA23. Wir haben den Ehrgeiz, dass 100 Schulklassen aus dem ganzen Kanton aus erster Hand die Landwirtschaft erleben können. 

Was für Ziele verfolgt das OK mit der ALA23?
Die Besucherinnen und Besucher sollen hautnah erleben können, wie gesunde Lebensmittel produziert und verarbeitet werden. Sie sollen aber auch sehen, dass zum Beispiel die Förderung der Biodiversität heutzutage ein selbstverständlicher Betriebszweig ist. Auch von diesen Anstrengungen profitieren die Konsumentinnen und Konsumenten. Wir beziehen nicht einfach Direktzahlen, wir gestalten und pflegen im Gegenzug auch die Kulturlandschaft, die Naherholungsgebiete. Grundsätzlich wollen wir die Wertschätzung der Landwirtschaft fördern. Denn viel zu oft ist die Landwirtschaft in den letzten Jahren vor allem als Sündenbock und Problemfall in den Medien. Das ist ein Zerrbild, das wir mit der ALA23 korrigieren wollen.

Sind das nicht etwas zu hochtrabende Ziele?
Wir können mit der ALA23 sicher einen wichtigen Impuls geben. Aber natürlich ist die Arbeit damit nicht getan. Der BVA wird sich auch künftig dafür engagieren, die Wertschätzung der Landwirtschaft und Sensibilisierung der Bevölkerung zu verbessern.

Die Regionalität der Lebensmittel wird an der ALA23 grossgeschrieben. Aber geht der Trend nicht in eine ganz andere Richtung – Foodfestivals mit Exotischem aus der ganzen Welt?
Nein, ich sehe das genau umgekehrt. Die saisonale und regionale Ernährung ging immer mehr verloren, weil sie nicht mehr gepflegt wurde. Doch wenn Sie in die Gastronomie schauen, geht der Trend wieder in die andere Richtung. Spitzenköche arbeiten mit regionalen Partnern aus der Landwirtschaft zusammen. Die ALA23 wird das Konsumverhalten nicht ändern, aber wir können bei den Besucherinnen und Besuchern Begeisterung entfachen für gesunde Produkte aus der Region.
Mit dem furchtbaren Krieg in der Ukraine dämmerte es vielen, dass der Billigeinkauf schlussendlich einen hohen Preis hat, nämlich die Abhängigkeit vom Ausland. In 30 Jahren werden wir die Welt unmöglich so ernähren können, wie wir es heute tun. Die Weltbevölkerung wächst, wir brauchen nicht nur immer mehr Nahrungsmittel, wir brauchen auch immer mehr Raum, auf dem die Menschen leben und arbeiten können. Das ist eine riesige Herausforderung, nicht nur für die Landwirtschaft. Wer an der ALA23 einen feien, frisch gepressten Apfelsaft trinkt, überlegt sich beim nächsten Einkauf vielleicht, ob es wirklich ein exotischer Fruchtsaft sein muss, der aufwendig rund um den Globus transportiert wurde.
Für mich das Allerwichtigste: Wir Landwirtinnen und Landwirte, die wir von der Nachhaltigkeit leben, müssen sie auch selbst aktiv leben. An der ALA23 werden wir beweisen, dass es möglich ist, einen riesigen Festbetrieb mit hochwertigen Produkten aus der Region zu betreiben. Wir laden die Besucherinnen und Besucher ja auf einen Bauernhof ein, und da gibt es nun einmal keinen Orangensaft und keinen kalifornischen Rotwein. Ich bin sehr dankbar, dass BVA-Geschäftsführer Ralf Bucher den Grundsatz der Regionalität kompromisslos durchzieht. Denn nur so sind wir glaubwürdig. 

Wer leistet die ganze Arbeit der Vorbereitung und dann während der fünf Tage der Ausstellung?
Wir werden auf sehr viele Helferinnen und Helfer angewiesen sein. Gefordert sind dabei alle Unterverbände, die dem BVA angeschlossen sind. Ich kann noch keine exakte Zahl nennen, aber es sind immens viele Arbeitsstunden, die anfallen werden. Ehrlich gesagt, sind wir darauf angewiesen, dass jede einzelne Bäuerin, jeder einzelne Bauer im Aargau uns in irgendeiner Form unterstützt. Wir planen eine Ausstellung der Landwirtschaft für die Bevölkerung, somit sind alle Bäuerinnen und Bauern Gastgeber der ALA23.

Und sie denken, dass diese breite Mobilisierung möglich ist. Im Sommer gibt es ja auch viel zu tun auf den Feldern.
Ich bin überzeugt, dass wir genügend Helferinnen und Helfer finden werden. Die Palette der ALA23 ist so breit, dass sich jede und jeder in der grossen Ausstellung der Aargauer Landwirtschaft repräsentiert fühlen wird. Mir ist bewusst, dass es heutzutage immer schwieriger ist, Freiwillige zu mobilisieren. Wenn es aber hart auf hart kommt, ist auf die Landwirtinnen und Landwirte Verlass, diese Erfahrung habe ich schon oft gemacht. Aber klar, das wird Knochenarbeit.

Im Gegensatz zur letzten Austragung ist der Eintritt dieses Mal kostenlos – warum?
Wir haben zum einen analysiert, wieviel wir bei der letzten ALA effektiv mit den Eintritten verdient haben. Ein Ticketsystem kostet auch Geld, man muss Tickets drucken, den Verkauf organisieren, Kassen unterhalten und so weiter. Zum anderen wollten wir die ALA23 so niederschwellig wie möglich ausrichten. Darum haben wir entschieden, auf einen Eintritt zu verzichten. Das ist aber nicht nur uneigennützig. Selbstverständlich profitiert die Landwirtschaft, wenn wir die Besucherinnen und Besucher für unsere Produkte begeistern können und sie mit einem positiven Gefühl nach Hause gehen. Vielleicht überdenken sie sogar ihr Konsumverhalten zugunsten der einheimischen Produktion. Das ist mehr wert als jeder Eintrittspreis.

Die Besucherinnen und Besucher der ALA23 sollen mit einem positiven Bild der Landwirtschaft nach Hause gehen. Gleichzeitig steht die Landwirtschaft mit der Biodiversitäts- und der Landschaftsinitiative bereits wieder im Gegenwind.
Wir sind an einer Schwelle angelangt, wo wir sehen, so kann es nicht mehr weitergehen. Die Konsumentinnen und Konsumenten wollen alle Produkte in einer makellosen Qualität und saisonunabhängig während des ganzen Jahres. Das geht nicht auf. Also suchen wir nach Schuldigen. Und da bietet sich die Landwirtschaft als beliebter Prügelknabe an. Nur: Wir als Produzenten sitzen mit den Konsumenten im gleichen Boot. Die Nachfrage bestimmt die Produktion. Das geht in der politischen Diskussion oft vergessen.
Bei der Biodiversitäts- und der Landschaftsinitiative stellt sich das Problem, dass die Konsumentinnen und Konsumenten für den Falle einer Annahme auf den ersten Blick keine Nachteile für sich sehen, wie das zum Beispiel bei der Massentierhaltungsinitiative der Fall war. Dort war schnell klar, dass die Lebensmittelpreise massiv steigen würden. Bei der Biodiversitäts- und der Landschaftsinitiative sind die negativen Auswirkungen nicht offensichtlich. Im Gegenteil, beide Initiativen führen sympathische und positiv besetzte Begriffe im Titel. Wer kann etwas gegen Biodiversität haben? Aber so einfach ist es eben nicht.

Interview: Patrick Schellenberg, BVA


Alois Huber

Alois Huber (60) ist OK-Präsident der ALA23. Der Meisterlandwirt bewirtschaftet den Bio-Gutsbetrieb von Schloss Wildegg. Er ist verheiratet und Vater von fünf Kindern.

Huber sitzt für die SVP im Nationalrat. Von 2009 bis 2021 war er im Vorstand des Bauernverbands Aargau, acht Jahre davon als Präsident. Heute ist er Vizepräsident des Schweizer Bauernverbands. Zudem ist er im Vorstand von Mittelland Milch und von den Milchproduzenten Mittelland, sowie Verwaltungsrat der AZM Verwaltungs AG in Suhr.

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