«Wie beurteilst du den Vegetationsstand dieser Kultur?», fragt Meisterlandwirt Markus Hauenstein seinen Lehrling Lucien Debaz. Sie stehen im Dinkelfeld oberhalb des Loohofs in Endingen. Der Drittjahrlehrling aus der Westschweiz lässt seinen Blick prüfend über das Feld schweifen und kommt zum Schluss: «Der Dinkel ist regelmässig gewachsen und ich sehe keine Krankheiten. Der Zustand ist gut, finde ich!»
Lehrmeister Markus Hauenstein gibt seinem Lehrling recht und ergänzt: «Das ist der Vorteil der alten Getreidesorten, die sind sehr resistent gegen Pilze und Krankheiten. Und was ist der Nachteil der alten Sorten?». Lucien Debaz muss nicht lange überlegen: «Der Ertrag ist viel kleiner!»
Am nächsten Tag steht für Lucien Debaz die praktische Lehrabschlussprüfung an. Heute übt er mit seinem Lehrmeister ein letztes Mal, zupft verschiedene Unkräuter aus und nennt ihre Namen. Er untersucht die Blätter des Dinkels auf Krankheits- oder Schädlingsspuren. Es sieht gut aus. Und dank dem kräftigen Wuchs des Dinkels kann sich das Unkraut im Schatten kaum mehr vermehren.
Das Tierwohl steht im Zentrum
Regula und Markus Hauenstein setzen voll auf die Direktvermarktung und sind mit zwei Verkaufswagen an 15 Wochenmärkten im Aargau und im Kanton Zürich präsent. Sie haben sich auf die Fleischproduktion spezialisiert. Nebst rund 50 Mutterkühen und einer Schweinemast mit 200 Tieren halten sie einen regelrechten Zoo mit Poulets, Damhirschen, Weidegänsen und Truthähnen.
Die artgerechte Tierhaltung haben Regula und Markus Hauenstein ins Zentrum ihrer Arbeit gestellt. Als Grundlage des Weidefleischs vom Loohof dienen die Richtlinien der Label Natura-Beef und IP-Suisse. Daneben betreiben sie Ackerbau mit Mais und Getreide.
Betrieb an zwei Standorten
Dinkel bauen sie dieses Jahr zum ersten Mal an, und zwar ohne Herbizide. Gemeinsam mit zwei befreundeten Betrieben haben sie einen Striegel gekauft, mit dem sie das Unkraut mechanisch bekämpfen. Regula und Markus Hauenstein sprühen vor Ideen und wollen ihren Betrieb laufend weiterentwickeln – sei es in Sachen Nachhaltigkeit und Ökologie aber auch mit neuen Produkten für die Direktvermarktung.
Sie führen ihren Betrieb mit insgesamt 40 Hektaren Fläche an zwei Standorten: auf dem Tromsberg in Kirchdorf, wo Regula Hauenstein aufgewachsen ist, und auf dem Loohof in Endingen, den Markus von seinen Eltern übernommen hat. Dort leben sie mit ihren zwei Söhnen Gabriel und Julian. Fast einen Drittel ihrer Fläche haben sie als Biodiversitätsförderfläche ausgeschieden.
Regula Hauenstein studierte Agronomie an der ETH und unterrichtet nebenbei an der Landwirtschaftlichen Schule Strickhof. Markus Hauenstein ist Meisterlandwirt. Daneben studierte er Tuba am Konservatorium in Zürich. Er musiziert regelmässig als Zuzüger zum Beispiel beim argovia philharmonic, dem kantonalen Symphonieorchester.
Hoftötung statt Transportstress
Dank einer speziellen Zusatzausbildung darf Markus Hauenstein seine Rinder und Schweine direkt auf dem Hof, also in ihrer gewohnten Umgebung, betäuben und ausbluten. Dank der Hoftötung erleben die Tiere keinerlei Panik oder Transportstress. «Das ist uns als Tierhalter sehr wichtig, aber auch unseren Kundinnen und Kunden, die hohe Ansprüche an das Tierwohl stellen.»
Bereitet es Markus Hauenstein keine Mühe, die eigenen Tiere zu töten? «Das war ein langer Prozess, in dessen Zentrum stets das Bestreben stand, das Beste für unsere Tiere zu erreichen», sagt Markus Hauenstein.
Wenn die Hauensteins ihr Fleisch auf den Wochenmärkten verkaufen, stellen ihre Kundinnen und Kunden immer wieder kritische Fragen zur Haltung und Schlachtung der Tiere. Markus Hauenstein: «Die Tiertransporte und der Stress der Tiere vor der Betäubung war uns schon immer ein Dorn im Auge». Seine Frau Regula ergänzt: «Mit der Hoftötung verschwinden die Tiere nicht mehr einfach über eine Laderampe in die Anonymität.»
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