Die drei Generationen des Brynerhofs: Urs Bryner mit seiner Frau Manu, seinen Kindern Lou und Mia sowie den Eltern Christine und Werner. Auf dem Foto fehlt Sohn Timm.
Die drei Generationen des Brynerhofs: Urs Bryner mit seiner Frau Manu, seinen Kindern Lou und Mia sowie den Eltern Christine und Werner. Auf dem Foto fehlt Sohn Timm.
Monatshof April, 2022

Brynerhof, Othmarsingen

Der Gemüse-Landwirt

Wenn Urs Bryner aufzählt, was sein Brynerhof in Othmarsingen produziert und anbietet, muss er sich gut konzentrieren. Denn die Liste ist lang.

«Wir müssen stets das Bestmögliche für die Natur, aber auch für unsere Kulturen anstreben. Das ist eine grosse Verantwortung», ist Urs Bryner überzeugt. Und er fährt fort: «Man darf nicht nur immer auf der Landwirtschaft herumhacken. Wir haben schon viel gemacht und erreicht.»

Ein konkretes Beispiel: Urs Bryner macht mit bei Pflopf (siehe Kasten). Beim Ressourcenprojekt werden praxisnah neue Technologien erforscht, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren.

Auf seinem Grünspargelfeld ist eines der Pflopf-Projekte im Testbetrieb. Grüne Kunststoffröhrchen, die mit Leim beschichtet sind, ragen aus dem Boden. Landet ein Spargelkäfer auf der vermeintlichen Spargel, bleibt er kleben – ein effektives Frühwarnsystem, das es Urs Bryner erlaubt, den gefürchteten Schädling zu bekämpfen, bevor er sich zu stark vermehrt hat.

Ehrgeiziger Grundsatz

Der Einsatz von Spritzmitteln ist stets die letzte Massnahme, wenn alle anderen nichts oder zu wenig genützt haben, um die Ernte zu sichern. Urs Bryner: «Ich habe einen einfachen, aber ehrgeizigen Grundsatz: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.»

Auf rund 55 Hektaren produziert er ein vielfältiges Sortiment. Dazu gehören rund 120 Tonnen Frischbohnen für die Migros, Konservenerbsen und Zuckermais. Gemeinsam mit einem befreundeten Gemüsebetrieb baut Urs Bryner zudem Zwiebeln, Rüebli und Kartoffeln an. Eine Spezialität sind die grünen und weissen Spargeln, die ab Mitte April geerntet werden können. «Die weissen verkaufe ich exklusiv in unserem Hofladen, die grünen gehen in den Handel», erklärt Urs Bryner. 

Auf eineinhalb Hektaren produziert er ein breites und wunderbar buntes Gemüsesortiment für die Direktvermarktung im eigenen Hofladen, dem Sonnelädeli. Einen Teil des Gemüses liefert er an kleine Detailhändler, Marktfahrer und Restaurants. Rund acht Hektaren seines Lands sind als Biodiversitätsförderflächen ausgeschieden.

Enorme Angebotspallette

Urs Bryner holt Luft, denn die lange Liste ist noch nicht fertig: «Dann produzieren wir noch Brennholz, betreiben einen Holzhandel, erledigen Kommunalarbeiten, machen auf unserem Abschnitt den Unterhalt der Bünz, sind im Winterdienst im Einsatz und bieten Gartenbauarbeiten an.»

Urs Bryner sagt, die Direktvermarktung und die enorme Angebotspallette seines Betriebs habe sich nach und nach entwickelt. Schulterzuckend fügt er an: «Vielleicht fehlte mir aber auch der Mut, alles auf eine Karte zu setzen.»

Doch der Erfolg gibt ihm Recht mit seinem Konzept. Mit dem Hofladen, der seit letztem Jahr auch ein Online-Angebot hat, erwirtschaftet der Brynerhof rund einen Drittel des Betriebsumsatzes. Urs Bryner: «Unser Sortiment ist strikt saisonal und lokal, nur so sind wir glaubwürdig.»

Vom Landwirt zum Gemüsegärtner

Als Urs Bryner den Betrieb 1999 von seinen Eltern übernahm, war der Brynerhof ein reiner Ackerbaubetrieb. Urs Bryner hat nach und nach auf die Gemüseproduktion umgestellt. Lachend sagt er: «Ich bin gelernter Landwirt, nicht Gemüsegärtner. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich als Gemüseproduzent ernstgenommen wurde.»

Mittlerweile hat Urs Bryner neun Angestellte aus Polen und Eritrea, die von April bis Oktober bei ihm arbeiten. Seine Eltern Christine und Werner Bryner packen beide noch heute mit an. Schwiegervater René Wüthrich schmeisst das Büro. Urs Bryners Frau Manu arbeitet als Klassenassistentin. Sie haben drei Kinder: Mia und Lou, die noch zur Schule gehen und Timm, der eine Lehre als Lastwagenmechatroniker absolviert.

Extreme Jahre

Die letzten zwei Jahre waren von Extremen geprägt. Urs Bryner erinnert sich: «2020 war unser erfolgreichstes Jahr überhaupt.» Vor dem Hofladen bildeten sich während der Pandemie teilweise lange Schlangen. Urs Bryner weiter: «Letztes Jahr erlebten wir dann das Gegenteil. 2021 war das schlimmste Jahr seit ich mich erinnern kann.» Der Dauerregen ruinierte einen beträchtlichen Teil meiner Ernte. 

Momentan beschäftigt Urs Bryner aber das Gegenteil, die Trockenheit nach der langen Sonnenperiode im März. Er verabschiedet sich, setzt sich ins Auto und fährt zu einem nahen Bohnenfeld, um zu kontrollieren, ob die Bewässerungskanone tadellos funktioniert und die Samen mit dem nötigen Wasser versorgt, damit sie auskeimen.

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Pflopf

Die Abkürzung Pflopf steht für «Pflanzenschutzoptimierung mit Precision Farming». Precision Farming, Präzisionslandwirtschaft, steht für eine moderne, computergesteuerte Landwirtschaft, bei der Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel dank digitaler Technologie äusserst präzis und individuell ausgebracht werden können. Die Kantone Aargau, Thurgau und Zürich betreiben mit finanzieller Unterstützung des Bundesamts für Landwirtschaft ein Ressourcenprojekt, an dem rund 60 Betriebe mit einer Gesamtfläche von 900 Hektaren teilnehmen. Mit technologiebasierten Massnahmen soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 25 Prozent reduziert werden – ohne Einbussen bei Ernteertrag und Qualität.
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