Der gute Geist des Dorfes: Familie Mühlebach
Monatshof November, 2021

Dorfgeist, Tegerfelden

Der gute Geist des Dorfes

Unter dem Namen Dorfgeist betreiben Ilona und Remo Mühlebach in Tegerfelden einen enorm vielfältigen Betrieb. Spezialisiert auf Ackerbau, beschäftigen sie sich mit den Ideen der Regenerativen Landwirtschaft und deren Umsetzbarkeit auf ihrem Hof.

«In Tegerfelden gibt es viele Mühlebachs, deshalb suchten wir einen unverwechselbaren Namen für unseren Betrieb. So entstand Dorfgeist, der gute Geist des Dorfes», sagt Remo Mühlebach. Seine Frau Ilona ergänzt: «Wir möchten für unsere Region gute Produkte produzieren und anbieten – ganz nach unserem Motto «einfach, lokal, köstlich.» Wir hoffen, dass der gute Geist, der uns antreibt, in unseren Produkten und in den Begegnungen spürbar ist.

Unter dem Label Dorfgeist betreiben Ilona und Remo Mühlebach einen grossen Hofladen, produzieren Wein, beliefern die Gastronomie mit regionalen und saisonalen Produkten, betreiben eine Kundenmosterei sowie einen Handel mit Gartengeräten für den ökologischen Landbau. In den Wintermonaten kann man bei ihnen Bio-Zitrusfrüchte direkt aus Sizilien beziehen. Ach ja, und sie bewirtschaften einen Bauernhof mit rund 28 Hektaren Nutzfläche.

Neues schaffen

Die Aufzählung macht klar: Dorfgeist ist weit mehr als ein Bauernhof. Dorfgeist ist die Vision von zwei Menschen, die mit ihren Ideen Neues schaffen, unternehmerisch aber mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Kein Wunder: Ilona Mühlebach ist studierte Betriebsökonomin und Landwirt Remo Mühlebach hat die Zusatzausbildung zum Agro-Kaufmann absolviert. Bei der täglichen Arbeit werden sie von Remos Eltern Monica und Otto kräftig unterstützt.

Remo Mühlebach konnte den Hof am Dorfrand von Tegerfelden 2007 von seinem Vater übernehmen. Mit der Hofübernahme gab er aufgrund der begrenzten Weideflächen rund um den Hof die Viehhaltung auf und intensivierte dafür andere Produktionsbereiche. Heute sind die einzigen Nutztiere auf dem Hof die 60 Hühner, die Eier für den Hofladen liefern. 

Regenerative Landwirtschaft

Seit einiger Zeit beschäftigen sich Ilona und Remo Mühlebach intensiv mit den Ideen der Regenerativen Landwirtschaft. Diese will durch die Weiterentwicklung von Anbauverfahren das Bodenleben verbessern und so den Humus aufbauen. Durch die verbesserte Bodenfruchtbarkeit wird der Wasser- und Nährstoffkreislauf optimiert. Das Zauberwort heisst Humusaufbau, der eine langfristig stabile Bodenstruktur anstrebt und so stabilere Erträge in bester Qualität liefert. Ilona Mühlebach: «Guter Humus kann viel mehr Wasser und Nährstoffe aufnehmen und speichern und ausserdem binden «immer-grüne» Flächen mehr CO2. Das sind angesichts des Klimawandels äusserst wertvolle Eigenschaften, auch wenn dies in der Schweiz im Vergleich zu anderen CO2-produzierenen Ländern wenig ins Gewicht fällt». Ihr Mann Remo ergänzt: «In der Ausbildung lernten wir, dass Pflanzen hauptsächlich Stickstoff, Phosphor, Kali und Magnesium brauchen. Jetzt lerne ich nach und nach, dass es viel mehr braucht für ein intaktes Bodenleben und eine optimale Stoffwechselaktivität der Pflanzen.»

Konkret heisst das, dass der Boden möglichst immer begrünt ist. Das erreicht man mit Untersaaten und Zwischenfrüchten. Remo Mühlebach arbeitet zudem mit sogenannten Effektiven Mikroorganismen, kurz EM. Die Grundidee: Aerobe und anaerobe Mikroorganismen sorgen für einen aktiven und gesunden Boden, dem man weniger Nährstoffe zuführen muss. Remo Mühlebach: «Das ist ein sehr komplexes und zeitaufwendiges Thema, in das wir uns Schritt für Schritt einarbeiten wollen.»

Vielfältiger Ackerbau

Auf rund sechs Hektaren bauen Ilona und Remo Mühlebach Kartoffeln an, vor allem die zwei Premiumsorten Celtiane und Gwenne. Diese Sorten werden klein geerntet. Das hat zwei Vorteile: Der Wasserbedarf ist viel kleiner, da die Kartoffeln viel weniger lang im Boden sind. Dank der kurzen Kulturzeit von rund 100 Tagen ist zudem der Schädlings- und Krankheitsdruck kleiner. Remo Mühlebach muss weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen.

Bei den Rüebli, die der Dorfgeist für die Industrie anbaut, gab es dieses Jahr einen Totalausfall. Staunässe und Hagel setzten den Pflanzen arg zu. Das Kraut war so schlecht ausgebildet, dass die Erntemaschine die Kartoffeln nicht aus der Erde ziehen konnte. Um wenigstens Rüebli für ihren Hofladen zu haben, ernteten Mühlebachs einen Teil von Hand.

Einen Verlust gab es auch beim Getreide. Remo Mühlebach: «Wir hatten hochwertiges Brotgetreide angepflanzt. Das erreichte nach dem vielen Regen aber nicht die geforderte Qualität und wurde zu Futtergetreide degradiert.» So erging es dieses Jahr zahlreichen Bauern.

Erfolgreiche Zusammenarbeiten

Ilona und Remo Mühlebach haben einen Anbauvertrag mit der Hilcona für Bohnen und Erbsen. Das sind sogenannte Verarbeitungsgemüse, die zu Tiefkühl- oder Dosengemüse verarbeitet werden. Auch diese Kulturen waren heuer schwierig. Da der Pflanzenschutz wegen des vielen Regens nur unzureichend möglich war, wucherte das Unkraut. Rund ein Drittel der Ernte musste schliesslich gemulcht werden.

Die Zuckerrüben baute der Hof erstmals nach den Richtlinien von IP Suisse an, die einen Verzicht auf Fungizide und Insektizide vorschreiben. Remo Mühlebach: «Angesichts des schlechten Jahres war die Ernte erstaunlich gut!» Beim Maisanbau und wenn es darum geht, Flächen abzutauschen, um eine optimale Fruchtfolge zu erreichen, arbeitet Remo Mühlebach mit einem benachbarten Landwirt zusammen, der eine Munimast betreibt und den Mais verfüttert. Mit ihren Nachbarn arbeiten Ilona und Remo Mühlbach vor allem bei den Hauptkulturen, den Kartoffeln und Karotten zusammen. 

Heikle Kultur: Süsskartoffeln

Auf einem Feldstreifen bauten Ilona und Remo Mühlebach dieses Jahr erstmals Süsskartoffeln auf klassischen Dämmen an, wie man sie vom Kartoffelanbau kennt. Remo Mühlebach: «Früher haben wir die Süsskartoffeln unter Folie angebaut. Das half super gegen Unkraut, aber leider fühlten sich die Mäuse sehr wohl unter dem schützenden Plastik.» Der Ertrag war gut, obwohl das Unkraut im pestizidfreien Anbau wucherte. Geerntet wurde von Hand. Ilona Mühlebach schwärmt: «Von Hand zu ernten ist ein wunderbar erdendes Gefühl», und fügt lachend hinzu: «Da bin ich halt eher die Gärtnerin als die Produzentin.»

Die Süsskartoffeln verkaufen Ilona und Remo Mühlebach in ihrem Dorfgeist-Hofladen. Was viele nicht wissen: Nach der Ernte müssen die Süsskartoffeln zuerst für einige Tage in das sogenannte Curing. Erst während der Lagerung bei rund 30 Grad werden die Süsskartoffeln schalenfest und wirklich süss.

Hofladen mit Vollsortiment

Der grosse Hofladen von Ilona und Remo Mühlebach bietet «ein einfaches und ausgesuchtes Vollsortiment», wie es Remo Mühlebach nennt. Seine Frau Ilona ergänzt: «Wir haben das Sortiment so zusammengestellt, dass es unsere Bedürfnisse als Familie abdeckt.» Darum geht das Sortiment ihres Hofladens weit über die eigenen Produkte hinaus. Zu kaufen gibt es etwa Zitrusfrüchte und Tee. Die Produkte stammen entweder von Produzentinnen und Produzenten, die Ilona und Remo Mühlebach persönlich kennen und schätzen oder überzeugen durch ihre Inhaltsstoffe und Verarbeitung.

Ebenfalls im Sortiment: Der Dorfgeist-Wein, den Ilona und Remo Mühlebach auf ihren 1,3 Hektaren grossen Rebflächen anbauen. Der Jahrgang 2021 fällt allerdings wie überall auch bei ihnen mager aus. Hagel und Mehltau verursacht durch die Nässe reduzierten die Ernte auf rund 15 Prozent des normalen Ertrags.

Sinnhafte Tätigkeit

So wie ihr Betrieb sind auch die Vertriebskanäle von Ilona und Remo Mühlebach äusserst breit aufgestellt. Ihre Produkte vermarkten sie auch über die Plattform «Buur on Tour» und direkt in die Gastronomie, wo sie unter dem Label «Aargau isch fein» des Bauernverbands Aargau auf den Teller kommen. Zudem findet man Most, Schorle, Wein und Polenta von Dorfgeist in den Auslagen von Landi und Volg sowie Bäckereien und Badis. Ilona Mühlebach: «Gesunde Nahrungsmittel zu produzieren, gehört zu den die sinnhaftesten Tätigkeiten, die ich mir vorstellen kann!»

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Dorfgeist-Hofladen

Der Hofladen von Ilona und Remo Mühlebach bietet ein einfaches und ausgesuchtes Vollsortiment mit einer breiten Produktepalette.

Täglich 08.00 bis 18.00 Uhr, Selbstbedienung

Adresse