Monatshof Juni 2022: Familie Wietlisbach
Beleben den Wietlisbach-Hof in Dottikon: Mirjam und Markus Wietlisbach mit ihren Kindern Rahel, Jonas, Dominik und Pascal
Monatshof Juni, 2022

Wietlisbach-Hof

Landwirtschaft mit Herzblut und Vertrauen

Mirjam und Markus Wietlisbach haben sich mit ihrem Betrieb in Dottikon auf Pflanzenbau spezialisiert. Ihre grosse Leidenschaft gilt den Erdbeeren und den Saatkartoffeln.

«Man spürt schon, dass mein Herz für die Erdbeeren schlägt, oder?», erkundigt sich Markus Wietlisbach, nachdem er stolz das Erdbeerlaub zur Seite gedrückt hat, um die saftigen roten Früchte zu präsentieren. Auf seinem Hof in Dottikon baut sie der Landwirt auf eineinhalb Hektaren an.

Was viele nicht wissen: Erdbeeren müssen wie Getreide und andere Kulturen in einer Fruchtfolge angebaut werden. Das heisst, sie werden jedes Jahr auf einem anderen Feld angepflanzt. Die Fruchtfolge ist die Voraussetzung zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Zudem reduziert sie den Krankheits-, Schädlings- und Unkrautdruck. Markus Wietlisbach erklärt: «Erdbeeren sind gleich in drei Bereichen krankheitsanfällig, bei den Früchten, den Blättern und den Wurzeln.» Wenn mehrere Kulturen in der Fruchtfolge stehen, können sich Krankheiten und Pilze nicht über Jahre ausbreiten.

Vertrauen in neue Technologien
Die Erdbeeren verkauft Markus Wietlisbach in den Handel und in seinem Hofladen. Zudem bietet er auf einem Feld Früchte zum Selberpflücken an – ein Angebot, das allerdings immer weniger genutzt wird. Mirjam Wietlisbach: «Die Leute haben immer weniger Zeit, selbst zu pflücken. Sie kaufen lieber fertige Schalen im Hofladen.»

Um möglichst wenig Pflanzenschutzmittel einsetzen zu müssen, arbeitet Markus Wietlisbach mit Nützlingen. Er verteilt Raubmilben und Schlupfwespen, die natürlichen Feinde von Erdbeerschädlingen, auf den Pflanzen. Seit zwei Jahren setzt er zudem auf eine neue Technologie: Spezielle Hummelkästen sind so präpariert, dass an den Hummeln beim Ausfliegen Pilzsporen haften bleiben, die sie beim Bestäuben der Erdbeerblüten abstreifen. Der gutartige Pilz verhindert den Befall der Blüte durch die gefürchtete Grauschimmelfäule.

«Ich bin immer sehr interessiert an neuen Technologien. Wichtig ist einfach, dass man Vertrauen hat in die gewählte Strategie – trotz des Risikos, dass man mit dem Verzicht oder einer Reduktion des Einsatzes von Insektiziden und Fungiziden auch einmal einen Verlust einfahren kann», ist Markus Wietlisbach überzeugt.

Ein Betrieb, drei Standorte
Der Wietlisbach-Hof ist ein Betrieb an drei Standorten rund um Dottikon verteilt. Markus Wietlisbach sagt: «Die Distanzen zwischen den drei Standorten sind heute kein Problem mehr. Vieles funktioniert automatisiert und teilweise ferngesteuert. So messen etwa Sensoren die Bodenfeuchtigkeit und lösen bei Bedarf die Bewässerung aus.»

Auf dem Betrieb helfen die Eltern von Markus immer noch aktiv mit. Während der Erntesaison arbeiten zudem fünf polnische Angestellte mit. Markus Wietlisbach: «Gutes Personal ist entscheidend. Ohne saisonale Angestellte könnte ich einen modernen Betrieb wie unseren gar nicht mehr führen.»

Mirjam Wietlisbach ist auch auf einem Bauernhof aufgewachsen und arbeitet während der Erntesaison ebenfalls auf dem Feld mit. Sie sagt: «Mittlerweile sind unsere vier Kinder Rahel, Jonas, Dominik und Pascal alt genug, dass ich mir das ohne schlechtes Gewissen erlauben kann.»

Landwirt Markus Wietlisbach hat sich voll dem Pflanzenbau verschrieben. Lediglich für die Beweidung seiner Naturwiesen hält er 15 Rinder in Zusammenarbeit mit einem befreundeten Hof. Auf 40 Hektaren baut er Brot- und Futtergetreide, Zuckerrüben, Randen, Bohnen, Erbsen, Soja und Sonnenblumen an.

Virusfreie Saatkartoffeln
Eine Spezialität das Wietlisbach-Hofs sind die rund 120 Tonnen Saatkartoffeln, die auf rund fünf Hektaren produziert werden. Er sagt: «Da steckt viel Freude dahinter. Ich bin schon mit dem Saatkartoffelanbau aufgewachsen. Den hat schon mein Vater mit Leidenschaft betrieben». Saatkartoffeln werden angebaut, um im Folgejahr als zertifiziertes Saatgut eingesetzt werden zu können. Saatkartoffeln werden Mitte August geerntet und dann bis zur Auspflanzung im kommenden Frühjahr in einem Kühlraum gelagert, damit sie nicht zu früh auskeimen.

Entscheidend ist, dass die Saatkartoffeln virusfrei sind. Um dies zu gewährleisten, sind zeitaufwendige Kontrollgänge mit einem geschulten Auge notwendig. Markus Wietlisbach: «Die Kontrollen sind nur bei optimalen Lichtverhältnissen möglich, und selbst dann sind sie absolute Spezialistenarbeit. Die Blätter von befallenen Pflanzen zeigen nur leichte Veränderungen in der Farbe und der Struktur.» Befallenen Pflanzen werden ausgerissen, um die Verbreitung der Viren durch Blattläuse zu verhindern.

Strategien für extreme Hitzeperioden
Sorgen machen Markus Wietlisbach die Auswirkungen des Klimawandels. Die extremen Hitzeperioden in den Jahren 2019 und 2020 waren grosse Herausforderungen. «Die Hitze bedeutet Stress für die Pflanzen, selbst wenn sie genügend Wasser bekommen», erklärt Markus Wietlisbach.

Er fügt hinzu: «Wir versuchen, möglichst bodenschonend zu wirtschaften. Darum setzen wir in unserer Fruchtfolge auch Zwischenfrüchte und Untersaaten ein. Das Ziel: Der Boden soll nie nackt und ungeschützt sein. Durch die Beschattung des Bodens geht weniger Wasser verloren, als wenn er brach liegt, obwohl die darauf wachsenden Pflanzen auch Wasser zum Verdunsten benötigen.»

Markus Wietlisbach kniet im Sojafeld nieder und gräbt mit den Fingern ein kleines Loch. Bereits in zwei Zentimeter Tiefe ist der Humus dunkel, also noch feucht. Der Bauer erklärt: «Hätte ich dieses Feld traditionell gepflügt, wäre das alles ausgetrocknet. Vor der Aussaat der Sojabohnen habe ich den Boden aber nur minimal bearbeitet. Das wäre früher noch undenkbar gewesen. Wir Bauern müssen umdenken und uns den neuen Herausforderungen stellen.»

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