Ein starkes Team: Ruedi, Mägi, Michael und Chantal Müller mit den Söhnen Nathanael und Mattias (v.l.n.r.)
Monatshof August, 2020

Kalthof, Staffelbach

Mit Ferkeln und Fürzen zum Erfolg

Die Liste der Betriebszweige des Kalthofs in Staffelbach ist lang und aussergewöhnlich. Die Familie von Ruedi und Mägi Müller betreibt unter anderem eine Besenbeiz, eine Schreinerei und einen Rebberg.

Und dann stand irgendwann die erste Kiste mit Weinflaschen auf dem Küchentisch. Mägi Müller kommt ins Schwärmen, wenn sie sich erinnert: «Das war ein grossartiger Moment! Nach all der Arbeit und Ungewissheit konnten wir erstmals mit unserem eigenen Wein anstossen.»

Der Rebberg, direkt an der Grenze zum Kanton Luzern gelegen, ist nur einer von vielen Betriebszweigen von Familie Müller vom Kalthof in Staffelbach. Ruedi Müller erzählt: «Ich hatte unverhofft die Möglichkeit, eine steiles Stück Land zu erwerben. Die Idee, darauf einen Weinberg anzulegen, kam mir nachts im Bett.» Seine Frau Mägi fügt lachend hinzu: «Ruedi hat immer wieder so einen Furz!»

Besenbeiz mit Alkohol-Buzzer

Auch die Besenbeiz «Ufem Chalt», die Müllers im Juni eröffnet haben, war anfangs so ein Furz. Jetzt ist dieser Furz ein elegantes Gebäude aus hellem Holz, gedeckt mit Solarpanels. Diese liefern unter anderem den Strom, der im Winter die Wärmeboxen im Schweinestall heizt. Die Besenbeiz ist täglich offen, an drei Tagen pro Woche sogar mit Bedienung. Um den Gästen auch zu Zeiten mit Selbstbedienung jeden Wunsch zu erfüllen, erfanden Müllers einen weiteren Furz – den Alkohol-Buzzer. Da Alkoholausschank bei Selbstbedienung verboten ist, können Durstige einen grossen roten Knopf drücken, um jemanden von der Familie aufzubieten, der Bier oder Wein ausschenkt.

Der Weg zur Besenbeiz war lang und steinig. «So ein Projekt ausserhalb der Bauzone zu realisieren, braucht viel Durchhaltevermögen und Nerven», sagt Ruedi Müller. Er muss es wissen. Nebenbei bietet der Landwirt Beratungen für komplexe Bauprojekte ausserhalb der Bauzone an.

Gebaut haben die Müllers ihre Besenbeiz gleich selber. Sohn Michael Müller ist nicht nur Landwirt, sondern auch gelernter Schreiner. Er betreibt im Nebenverdienst die hofeigene Schreinerei. Ausgerechnet während der Erntezeit hat er gerade einen Auftrag auf einer Baustelle. Michael Müller: «Vor allem in den ruhigeren Wintermonaten in der Schreinerei zu arbeiten, wäre natürlich ideal. Das geht aber selten wirklich auf.»

Der Bauernhof als modernes Unternehmen

Familie Müller führt ihren Betrieb wie ein Unternehmen. Immer am Sonntagabend findet die Management-Sitzung statt, bei der die verschiedenen Bereiche des Betriebs besprochen werden. Mägi ist Chefin des Weinbergs und gemeinsam mit Tochter Katja verantwortlich für die Besenbeiz. Ruedi Müller hat die Schweinezucht sowie die Pensions- und Sömmerungsrinder unter sich. Sohn Michael verantwortet die hofeigene Schreinerei, seine Frau Chantal den Stall für die sechs Pensionspferde.

Kühlende Dusche für die Schweine

Ruedi Müller betont: «Die Schweinezucht mit 104 Muttersauen ist ganz klar unser finanzielles Rückgrat.» Sorgenlos ist aber auch dieses Geschäft nicht: «Wir müssen mit grossen Preisschwankungen leben. Von vier bis elf Franken pro Kilo Lebendgewicht ist alles möglich.»

Der Landwirt, der bereits auf dem Kalthof aufgewachsen ist, züchtet unter dem Label IP Suisse mit den Tierprogrammen RAUS und BTS. Darüber hinaus haben seine Galtsäue regelmässigen Auslauf auf einer Weide. Im Alter von zehn bis zwölf Wochen sind die Ferkel rund 25 Kilo schwer. Dann verkauft sie Ruedi Müller über die Schweinevermarktung der Gebrüder Lüscher in Muhen an einen Mäster.

Wer glaubt, die einzige Reise des Schweins sei jene in den Schlachthof, irrt gewaltig. Die ersten abenteuerlichen Reisen unternimmt das Ferkel bereits im Alter von zehn Tagen auf dem Betrieb. Vom Abferkelzimmer geht es in den Säugestall mit Auslauf. Dort trennen sich die Wege von Muttersau und Ferkel. Während die Kleinen in den Aufzuchtstall weiterreisen, kommen die Mutterschweine in die Besamungsstation. Sind sie trächtig, verschlafen sie die nächsten 15 Wochen in der 80-köpfigen Galtsauengruppe. Der Stall bietet einen grosszügigen Aussenbereich mit Sonnendach, Futterautomat und sogar einer kühlenden Dusche für heisse Sommertage. Wenn der Boden nicht zu nass ist, haben die Schweine zudem Auslauf auf eine Weide neben Stall.

«Ach ja, und dann machen wir ja auch noch…» Diesen Satz hört man oft, wenn man mit Mägi und Ruedi Müller über ihren Betrieb spricht.

Pflugloser Ackerbau

«Ach ja, und dann machen wir ja auch noch…» Diesen Satz hört man oft, wenn man mit Mägi und Ruedi Müller über ihren Betrieb spricht. Fast hätte Ruedi Müller vergessen, den Ackerbau und Futterbau zu erwähnen. Er produziert 150 Grassiloballen pro Jahr für die Schweine, Heu für die Pensionspferde, Mais für die Pensionsrinder, zudem Gerste und Weizen. Rund zwei Drittel des Ackerbaus bestellt er pfluglos. Der Boden wird nur minimal maschinell bearbeitet. Dies fördert den Humusaufbau. Der Boden wird widerstandsfähiger und kann besser Wasser speichern. Vor allem aber verhindert die pfluglose Bearbeitung des Bodens, dass bei starkem Regen wertvoller Humus ausgeschwemmt wird – auf dem hügeligen Ackerland der Müllers besonders wichtig.

Als wäre all die verschiedenen Betriebszweige nicht schon genug, erledigt Ruedi Müller auch noch die gesamte Buchhaltung und Mehrwertsteuerabrechnung selber. Er ist überzeugt: «Bei so vielen Betriebszweigen ist es wichtig, immer nah an den Zahlen zu sein, sonst verliert man schnell den Überblick.»

Auf dem Kalthof, der mehrere Wohnhäuser und Betriebsgebäude umfasst, leben vier Generationen beisammen. Während Urgrossvater Rudolf Müller auf dem Hof Unkraut entfernt, helfen seine zwei Urenkel Nathanael und Mattias ihrer Mutter Chantal bei den Pensionspferden. Obwohl alle Familienmitglieder sowie verschiedene Teilzeitangestellte und Helfer auf dem Betrieb mitarbeiten, räumt Mägi Müller ein: «Die Arbeitsbelastung ist bei so vielen Betriebszweigen natürlich gross. Dafür ist aber die Befriedigung mindestens gleich gross!»

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Bergwirtschaft und Hofladen «Ufem Chalt»

Selbstbedienung:
Montag – Samstag, 09.00 – 18.00 Uhr

Bedient:
Mittwoch, 14.00 – 18.00 Uhr
Freitag, 16.00 – 23.00 Uhr
Sonntag, 10.00 – 18.00 Uhr

Adresse
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