«Mastmunis sind Spitzensportler, die eine optimale Ernährung brauchen. Und ich bin sozusagen der Ernährungsberater», sagt Fütterungsberater Stefan Roos. Der Rindviehmastspezialist sitzt mit Andreas und Christoph Meier, deren Vater Urs sowie zwei Helfern in der warmen Kaffeestube.
Andreas und Christoph Meier halten auf dem Eichhof in Waltenschwil 450 Munis nach den strengen Richtlinien von IP Suisse. Jeden Monat stallen sie neue Kälber ein. Die Gruppen bleiben danach während der ganzen Mastzeit zusammen. So können Rangkämpfe und Stress für die Tiere vermieden werden. Die Munis leben rund ein Jahr lang auf dem Eichhof. Dann haben sie ihr Schlachtgewicht von 280 bis 300 Kilo erreicht. Das Rindfleisch wird unter dem Label Terrasuisse in der Migros verkauft.
Neben der Munimast betreiben die zwei Brüder Futterbau für ihre Munis und Ackerbau mit Weizen, Gerste, Raps, Zuckerrüben und Randen auf 33 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche. Im Lohn betreiben die beiden Brüder zudem Pflanzenschutz und Maissaat.
IP Suisse: umfangreiche Richtlinien
Die Richtlinien von IP Suisse regeln nicht nur die Standards für das Tierwohl, sondern auch andere wichtige Qualitätsaspekte für Biodiversität, Wasser, Boden und Klima. So sammeln Andreas und Christoph Meier zum Beispiel bis zu 450 Kubikmeter Regenwasser. Ihre Güllegrube ist gedeckt, damit keine Ammoniakgase entweichen können. Auf dem Dach ihres Stalls produzieren sie Strom mit einer Photovoltaikanlage. Ein Teil des Betriebs ist als Biodiversitätsförderfläche ausgeschieden.
Heller und luftiger Stall
Andreas und Christoph Meier haben den Hof 2020 von ihrem Vater Urs übernommen. Prunkstück des Betriebs ist der grosse, luftige Stall. Die einzelnen Buchten für jeweils zwölf Tiere sind in einem riesigen U angeordnet. Jede Bucht besteht aus Ruheplätzen, die mit Stroh eingestreut sind, aus einer Auslauffläche unter freiem Himmel und aus einem Fressbereich. Der Stall ist hoch und luftig gebaut. Die Aussenwände bestehen weitgehend aus Stoff und können bei passender Witterung weggerollt werden, um noch mehr frische Luft und Licht in den Stall zu lassen.
Ein Fütterungsroboter fährt den ganzen Tag über das riesige U ab und lädt das Futter direkt vor den Munis ab. Trotz der Automatisierung verbringen Andreas und Christoph Meier viel Zeit im Stall. Christoph Meier: «Wir beobachten unsere Tiere jeden Tag und kontrollieren, ob sie gesund und vital sind. So können wir sofort eingreifen, wenn sich ein Tier auffällig verhält.»
Ausgeklügelte Fütterung
Das Futter besteht aus Grundfutter und aus Ergänzungsfutter. Das Grundfutter, Mais- und Grassilage, produzieren Andreas und Christoph auf den 33 Hektaren Fläche ihres Betriebs zum Teil selbst. Mais kaufen sie von befreundeten Bauern hinzu. Das Ergänzungsfutter, das die Brüder vom Futterproduzenten Melior beziehen, versorgt die Tiere mit Energie und Eiweiss.
Alle drei Monate werden die Munis gewogen, um die Futterzusammensetzung optimal zu bestimmen. Darum sind Stefan Roos und seine zwei Helfer heute auf dem Eichhof. Sie haben eine mobile Waage mitgebracht, die sie nun von Bucht zu Bucht schieben. Jeder Muni wird einzeln auf die Waage getrieben. Die Nummer der Ohrmarke wird zusammen mit dem Gewicht in den Computer eingegeben. Andreas Meier: «Mais ist nicht gleich Mais und Gras nicht gleich Gras. Jede Ernte hat unterschiedliche Nährwerte. Darum ist es wichtig, die Tiere regelmässig zu wägen. Das gibt uns Aufschluss darüber, ob das Verhältnis von Grund- und Ergänzungsfutter stimmt.»
Brüder ziehen am gleichen Strang
Für die beiden Brüder war es von Anfang an klar, dass sie den Hof gemeinsam führen wollen. Das funktioniere bestens, bestätigen sie. Andreas Meier fügt hinzu: «Bei den wichtigen Entscheidungen müssen wir uns immer einig sein, sonst ginge es nicht.» Beide Brüder arbeiten noch in einem Teilzeitpensum auswärts.
Abstimmen mit dem Einkaufszettel
Voraussichtlich im Herbst 2022 kommt die Massentierhaltungsinitiative an die Urne. Obwohl Andreas und Christoph Meier nach den strengen IP-Suisse-Richtlinien wirtschaften, hätte ein Annahme der Initiative schwerwiegende Auswirkungen auf ihren Betrieb. Andreas Meier: «Wir Bauern produzieren das, was der Markt verlangt. Die Konsumentinnen und Konsumenten können mit ihrem Einkaufzettel bestimmen, wie die Landwirtschaft produzieren soll.»
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