Mindestens sieben Prozent der Betriebsfläche von Landwirtinnen und Landwirten müssen mit Ökoelementen (Blumenwiesen, Hecken, Ackerschonstreifen usw.) ausgestattet sein. Die Aargauer Landwirtschaft übertrifft diese Vorgabe bei weitem. Im Kanton werden 19 Prozent ganz bewusst aus der intensiven Produktion von Lebensmitteln ausgeschieden. Biodiversitätsförderflächen (BFF) lautet die offizielle Bezeichnung dieser Ökoelemente. Damit fördert die Landwirtschaft gezielt die biologische Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt.
Die Bevölkerung in der Schweiz hat sich in den letzten hundert Jahren mehr als verdoppelt. Die Anbauflächen sind entsprechend zurückgegangen. Die Bauernfamilien müssen also mit weniger Anbaufläche viel mehr Leute ernähren. Seit einigen Jahren werden Wege gesucht, moderne Anbaumethoden in den Einklang mit der Umwelt zu bringen und dazu die hohen Ansprüche der Konsumentinnen und Konsumenten zu erfüllen.
Der Kunde entscheidet mit
Blitzblanke Äpfel oder äusserlich perfekte Salate ohne jegliche Erdkrümel: Daran haben sich die Schweizer Konsumenten gewöhnt. Trotz dieser hohen Qualität sind die Preise für Lebensmittel aber sogar eher rückläufig. Nicht einmal sieben Prozent des verfügbaren Einkommens gibt ein Schweizer Haushalt heute durchschnittlich für Nahrungsmittel aus. Vor ein paar Jahrzehnten lag dieser Anteil noch bei über 35 Prozent. Wie war diese Entwicklung überhaupt möglich? Unter anderem dank der Modernisierung in der Landwirtschaft: das heisst mit dem Einsatz von rationeller Technik sowie von Hilfsstoffen wie Mineraldünger oder Pflanzenschutzmitteln. Neu gezüchtete Sorten ermöglichten höhere Ernten. Doch wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Die Intensivierung hatte negative Folgen für die Umwelt. Deshalb befindet sich die Schweizer Landwirtschaft seit ein paar Jahren in einem Ökologisierungsprozess. Oft ist dieser mit Ernteeinbussen oder höheren Arbeitskosten verbunden. Beispielsweise wenn anstatt Weizen, Blumen angesät werden. Oder Getreideernten wegen des Verzichts auf Pflanzenschutzmittel tiefer ausfallen und wenn anstatt ein Unkrautbekämpfungsmittel aufwändig gehackt werden muss.
Zehn Öko-Massnahmen der Schweizer Bauern
Ziel: Qualität steigern und nicht Quantität. Biodiversität bewahren und fördern. Pflanzenschutzmittel mit Nützlingen möglichst tief halten.
Weshalb wollen die Landwirtinnen und Landwirte die Biodiversität erhalten und fördern?
Mit einer intakten Natur wird das Gleichgewicht von Nützlingen und Schädlingen aufrechterhalten. Das Risiko von Massenvermehrungen von Schädlingen wird somit vermindert. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der auch wegen den hohen Kosten vermieden werden möchte, kann gesenkt werden. Nützlingsförderung heisst auch Förderung der biologischen Vielfalt und leistet indirekt einen Beitrag zum Naturschutz.
Höhere Qualität zu tieferem Preis?
Die Landwirte stehen also einem Dilemma gegenüber: Mehr Vorschriften und höhere Kosten stehen im Widerspruch zu immer tieferen Preisen und hohen Qualitätsanforderungen der Abnehmer. Bleibt nur eine Blattlaus auf einem Kopfsalat hängen, schickt der Abnehmer die Ware zurück zum Bauern. Äpfel mit gesundheitlich unbedenklichen Schorfflecken blüht das gleiche Schicksal. Klar, dass die betroffenen Bauern deshalb Pflanzenschutzmittel einsetzen, was aber von der Gesellschaft eher abgelehnt wird. Eine Lösung wäre: Die Ansprüche etwas herunterschrauben und einen anständigen Preis für das Lebensmittel zu bezahlen, in dem auch die Ökoleistungen abgegolten sind.
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