Berühmt für ihre Erdbeeren in Wettingen: Bauernfamilie Lüscher
Berühmt für ihre Erdbeeren in Wettingen: Larissa und Tobias Lüscher mit ihren Kindern Mila und Leo
Monatshof Juni, 2021

Lüscherhof, Wettingen

Zwischen Erdbeeren und Wohnblöcken

Am Stadtrand von Wettingen betreiben Larissa und Tobias Lüscher einen vielfältigen Betrieb, der weitherum für seine Erdbeeren bekannt ist. Sie setzen voll auf die Direktvermarktung.

«Machen wir uns keine Illusionen: Wir bewirtschaften Land in einem Gebiet der künftigen Siedlungsplanung», sagt Tobias Lüscher nüchtern. Tatsächlich: Wer sich zum Lüscherhof in Wettingen navigieren lässt, glaubt an einen Fehler der Elektronik. Überbauungen und Wohnblöcke prägen das Bild. Mittendrin: der Bauernhof von Larissa und Tobias Lüscher.

Angst um die Zukunft seines Betriebs hat Tobias Lüscher nicht. Im Gegenteil: «Wir sind Direktvermarkter mit Leib und Seele. Da ist die Stadtnähe natürlich auch ein grosser Vorteil.» Während der Erdbeersaison ist der Hofladen täglich geöffnet. Gleich daneben ermöglichen mehrere Automaten den Einkauf rund um die Uhr.

Neben dem wichtigsten Standbein, den Erdbeeren, vermarkten Larissa und Tobias Lüscher Freilandeier, Kürbisse, Weihnachtsbäume, Cheminéeholz sowie Kirschen und Zwetschgen von ihren Hochstammbäumen. Ergänzt wird die Produktepallette durch Ackerbau mit Getreide, Mais und Raps, eine Pferdepension und ein Blumenfeld zum Selberpflücken. Seit vielen Jahren wirtschaften die Lüschers unter dem Label von IP Suisse.

Tobias Lüscher hat den Betrieb mit 25 Hektaren Fläche dieses Jahr in fünfter Generation von seinem Vater Ueli und dessen Frau Gaby übernommen. Es waren wiederum Uelis Eltern Elda und Traugott, die als erste Erdbeeren am Strassenrand verkauften. Elda und Traugotts Urenkelin Mila und ihr einjähriger Bruder Leo, die Kinder von Larissa und Tobias Lüscher, sind die jüngste Generation, die den Hof belebt.

Legehennen picken im hohen Gras

Die 1200 Freiland-Legehennen des Lüscherhofs leben in kleinen Herden von 400 Tieren in drei mobilen Hühnerställen, die regelmässig auf neue, saftige Wiesen verschoben werden. Der Grossteil der Eier geht in die Direktvermarktung. Daneben beliefern Lüschers rund 30 Läden, Institutionen und Restaurants mit Eiern.

Den ganzen Tag gehen die Hennen ihrem natürlichen Trieb nach, picken und scharren im Gras. Stolz sagt Tobias Lüscher: «In einem Blindtest würde ich unsere Eier sofort erkennen. Sie sind geschmacklich nicht zu vergleichen mit Eiern aus Stallhaltung!» Lässt die Legeleistung der Hennen nach, werden sie als Suppenhühner und für verschiedene Fleischprodukte zweitverwertet – ein nachhaltiges System.

Hacken statt spritzen

Auch die Erdbeeren produziert Tobias Lüscher so extensiv wie möglich. Seine neuste Anschaffung ist eine Hackmaschine zur Unkrautbekämpfung: «Was wir früher chemisch machten, machen wir heute mechanisch.» Aber ausgerechnet die beliebteste Erdbeersorte Clery ist besonders anfällig auf Fäulnis. «Ganz ohne Pflanzenschutzmittel geht es einfach nicht, sonst würden wir ganze Jahresernten verlieren», zieht Tobias Lüscher Fazit.

Den Beweis findet man direkt auf seinem Erdbeerfeld. Auf einer sogenannten Nullparzelle hat Lüscher auf jeglichen Pflanzenschutz verzichtet. Das Resultat: überall graue und angefaulte Triebspitzen, die den Ertrag massiv reduzieren.

100 Rundballen Stroh verteilt Lüscher jedes Jahr zwischen den Reihen seiner 3.5 Hektaren Erdbeerfelder. Die delikaten Früchte müssen möglichst trocken liegen, sonst faulen sie schnell. 

Den Dialog suchen

Rund um die Felder des Lüscherhofs stehen Wohnblöcke. Dass er unmittelbar unter den Augen der Anwohner wirtschaftet, merkt Tobias Lüscher, wenn er es wagt, wieder einmal Gülle auszuführen. «Da kommt dann sehr schnell die Drohung mit der Polizei», erzählt er mit einem Schmunzeln. In solchen Situationen versucht er, zu erklären, wie die Landwirtschaft funktioniert. Das macht er auch, wenn er beim Spritzen angepöbelt wird: «Ich erkläre dann, dass wir ja nicht zum Vergnügen teure Spritzmittel ausbringen.»

So wenig wie möglich, so viel wie nötig – dieser Grundsatz gilt beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auch auf dem Lüscherhof. Tobias Lüscher sagt: «Die Fungizid-Einsätze haben wir von vier bis fünf pro Jahr auf zwei bis drei reduziert.» Das Getreide baut er extensiv an, das heisst, ohne Einsatz von Fungiziden, Insektiziden oder Wachstumsregulatoren.

«Wir sind hier zuhause!»

Wie er als Bauer versucht, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ein Minimum zu beschränken, dass es aber ganz ohne einfach nicht geht, darüber spricht Tobis Lüscher auch mit einer Klasse der Kantonsschule Baden. Er stellt sich dem Dialog, erklärt, ordnet ein.

Die Stadt ist zwar ganz nah, die Menschen aber oft weit weg von der Landwirtschaft. Da ist der grosse Hofladen eine perfekte Plattform, um die Konsumentinnen und Konsumenten für Regionalprodukte zu begeistern und für die Anliegen der Landwirtschaft zu sensibilisieren.

An Kundschaft wird es dem Lüscherhof auch in Zukunft nicht fehlen. Denn die Stadt rückt immer näher. Der Junglandwirt sagt: «Wir hätten unser Land schon lange für teures Geld als Bauland verkaufen können, aber das wollen wir nicht. Wir sind hier zuhause!»
 

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Hofladen und Erdbeerfeld

Während der Erdbeersaison (Mitte Mai bis Mitte Juli)
Montag bis Freitag 9.00 – 18.30 Uhr
Samstag 8.30 18.00 Uhr
Sonntag 9.00 18.30 Uhr

Ausserhalb der Erdbeersaison
Samstag 7.30 12.00 Uhr

Erdbeeren zum selber pflücken
Montag bis Freitag 9.00 12.00, 13.30 18.30
Samstag 8.30 18.00
Sonntag 9.00 18.00

Adresse

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