Monatshof September: Bauernfamilie Anderhub aus Muri
«Wir sind ein klassischer Familienbetrieb»: Jana, Peter, Gabi und Daniel Anderhub
Monatshof September, 2022

Langenmatt, Muri

Schweinezucht: hohe Standards, strenge Kontrollen

Die Schweinezucht von Peter Anderhub in Muri ist ein Vorzeigebetrieb in Sachen Tierschutz und Tierwohl. Trotzdem müsste der Landwirt seine Ställe aufwendig um- und ausbauen, wenn die Massentierhaltungsinitiative angenommen würde.

«In meinen Ställen muss ich mit den Tieren zusammenarbeiten und auf sie eingehen, sonst funktioniert es nicht», sagt Peter Anderhub. Sein Geschäft sind die Jager. So heissen die Jungschweine mit einem Gewicht von rund 25 Kilo, die er züchtet und an Mastbetriebe verkauft. «Schweine sind sensible Tiere, die keinen Stress mögen. Meine Ruhe überträgt sich auf die Tiere», erklärt Anderhub. Wer mit ihm durch seine Ställe läuft, staunt, wie ruhig und gelassen die Tiere auf ihn reagieren.

Label-Produktion ist nicht wirtschaftlich

Seinen modernen Betrieb mit 220 Muttersauen betreibt er an zwei Standorten in Muri nach den Richtlinien von IP-Suisse. Das Label steht für eine umweltschonende und tiergerechte Landwirtschaft, die dem Tierwohl und der Biodiversität besondere Sorge trägt. Peter Anderhub sagt: «Das Label ist für mich momentan wirtschaftlich nicht interessant. Der Mehrpreis, den ich für besondere Leistungen beim Tierwohl bekomme, deckt meinen finanziellen Mehraufwand bei der Tierhaltung nicht. Aber mir gefällt es, wenn es die Tiere gut haben bei mir. Das ist das Wichtigste.»

Mehr als die Hälfte der Schweizer Schweinebetriebe erfüllen die Tierwohlstandards von IP-Suisse. Die Nachfrage nach dem Labelfleisch ist aber so klein, dass nur ein Drittel der Betriebe ihr Fleisch wirklich unter dem Label verkaufen können. Mit anderen Worten: Die Landwirtschaft arbeitet mit hohen Tierwohlstandards, welche die Konsumentinnen und Konsumenten aber nur teilweise mit dem Portemonnaie honorieren.

Eine Annahme der Massentierhaltungsinitiative hätte selbst auf den Vorzeigebetrieb schwerwiegende Auswirkungen. Peter Anderhub müsste zum Beispiel seine grosszügigen Auslaufflächen noch einmal massiv erweitern. Das wäre sowohl baulich als auch bewilligungstechnisch eine riesige Herausforderung.

Mit Freude und Einsatz zum Erfolg

Schon Peter Anderhubs Grossvater und Vater züchteten Schweine. Die Begeisterung für die intelligenten und spannenden Tiere packte auch ihn. Peter Anderhub ist überzeugt: «Die Freude an der Arbeit ist die Grundvoraussetzung für den Erfolg. Zudem ist der Schweinemarkt sehr beweglich. Wer es gut macht, der hat auch wirtschaftlich Erfolg.» Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: «Ich suche immer die Herausforderung. Wollte ich einfach viel Geld verdienen, wäre ich Banker geworden.»

Rund einen Fünftel der Futtermenge für seine Schweine kann Peter Anderhub auf seinem Land selbst produzieren. Er baut Mais, Weizen, Gerste und Raps an.

Seine Schweinezucht gehört zu den grossen Betrieben in der Schweiz. Im Vergleich zum Ausland aber ist er klein. «Ich führe meinen Betrieb so rationell wie möglich, ohne beim Tierwohl Abstriche zu machen», sagt Anderhub. Laut dem Tierschutz sei er ein Vorzeigebetrieb.

Hohe Standards, strenge Kontrollen

Der Schweizer Tierschutz ist eine von drei Organisationen, die auf seinem Betrieb regelmässig Kontrollen durchführen – mindestens eine pro Jahr unangemeldet. Dabei wird der allgemeine Zustand der Tiere kontrolliert, sowie ob die strengen Richtlinien in der Tierhaltung erfüllt werden.

Peter Anderhub: «Ich streue stets mehr Stroh ein, als das Gesetz vorschreibt. Einfach weil es mir wichtig ist, dass sich meine Tiere besonders wohl fühlen.» Seine Schweine leben in Ställen, die den Richtlinien des Tierwohlförderprogramms BTS (besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme) entsprechen. Ihnen stehen Strohliegeflächen und den Muttertieren ein Auslauf zur Verfügung.

Die Kastration der männlichen Tiere findet unter Narkose und Schmerzausschaltung statt. Das Kupieren der Schwänze, Abklemmen der Zähne sowie das Einsetzen von Nasenringen und Rüsselklammern sind in der Schweiz verboten – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern.

Klassischer Familienbetrieb

«Wir sind ein klassischer Familienbetrieb, dafür stehe ich ein», betont Peter Anderhub. Auf dem Betrieb arbeiten ein Vollzeitangestellter und eine Teilzeitangestellte mit. Vater Martin Anderhub springt ein, wenn besonders viel Arbeit auf dem Feld anfällt.

Peter Anderhubs Frau Gabi führt einen Coiffeursalon – direkt auf dem Bauernhof. Tochter Jana hat im August eine Lehre als Metzgerin angefangen. Sohn Daniel wird nächstes Jahr in die Lehre als Landwirt starten. «Ich habe nie aktiv Einfluss genommen auf die Berufswahl meiner Kinder. Darum freut es mich um so mehr, dass sie diese Berufe gewählt haben. Das zeigt mir, dass ich für sie ein positives Vorbild bin», sagt Peter Anderhub zufrieden.

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Massentierhaltungsinitiative

Mit der Massentierhaltungsinitiative kommt am 25. September eine Vorlage an die Urnen, deren Annahme schwerwiegende Auswirkungen auf die Schweizer Landwirtschaft hätte.

Die Initiative suggeriert, es gebe in der Schweiz eine Massentierhaltung, obwohl der Begriff weder juristisch noch wissenschaftlich definiert ist. Und obwohl die Schweiz als einziges Land der Welt seit über zwanzig Jahren eine Höchstbestandsverordnung hat.

Die wichtigsten Argumente gegen die Initiative:

Bestehendes Angebot
Die von der Initiative geforderten Tierhaltungsstandards garantieren bereits bestehende Labels wie etwa Bio Suisse. Deren Marktanteil ist beim Fleisch jedoch teilweise sogar rückläufig.

Mehr Importe
Nur weil in der Schweiz weniger Fleisch produziert würde, würde nicht weniger konsumiert werden. Die Folge: Mehr Importe aus Ländern, in denen die Tierwohlstandards viel weniger hoch und streng kontrolliert sind als in der Schweiz.

Keine Wahlfreiheit
Es gäbe nur noch tierische Lebensmittel gemäss dem Bio-Standard. Die Wahlfreiheit entfällt.

Preise steigen
Die Preise für tierische Lebensmittel wie Fleisch, Eier oder Milch erhöhten sich und würden das Portemonnaie der Konsumentinnen und Konsumenten durchschnittlich mit rund 2000 Franken Mehrkosten pro Jahr belasten

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