Tierhaltung
Tierwohl als Grundprinzip
Die Schweiz verfügt über eines der strengsten Tierschutzgesetze weltweit. Es regelt nicht nur die Haltung, Fütterung und Pflege von Nutztieren, sondern auch deren Transport und Schlachtung. Darüber hinaus engagieren sich viele Betriebe freiwillig in Tierwohlprogrammen wie «BTS» (besonders tierfreundliche Stallhaltung) oder «RAUS» (regelmässiger Auslauf im Freien). Diese Programme fördern natürliche Verhaltensweisen, bieten den Tieren mehr Platz, Licht und Bewegung und werden von Bund und Kantonen unterstützt.
Im Kanton Aargau nimmt ein Grossteil der Milchviehbetriebe am RAUS-Programm teil. Auch in der Schweine- und Geflügelhaltung setzen viele Betriebe auf tierfreundliche Systeme – etwa mit Stroheinstreu, Auslauf oder Gruppenhaltung. Die Teilnahme an solchen Programmen ist freiwillig, wird aber von Konsumentinnen und Konsumenten zunehmend geschätzt und durch Labels wie IP-Suisse, Bio Suisse oder TerraSuisse sichtbar gemacht.
Vielfalt der Tierhaltung im Aargau
Die Tierhaltung im Aargau ist vielfältig: Neben der Milchproduktion gibt es zahlreiche Betriebe mit Mutterkuhhaltung, Schweinemast, Legehennen, Schafen, Ziegen oder Pferden. Diese Vielfalt trägt zur regionalen Versorgungssicherheit bei und ermöglicht eine standortangepasste Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen.
Die Milchviehhaltung ist vor allem im Freiamt und im unteren Aaretal stark vertreten. Im Fricktal und im Jura dominieren eher Mutterkühe und Weidehaltung. Die Schweinehaltung konzentriert sich auf spezialisierte Betriebe, die oft in Zusammenarbeit mit Verarbeitungsbetrieben arbeiten. Auch die Geflügelhaltung hat in den letzten Jahren zugenommen – insbesondere in Form von Mobilställen oder Freilandhaltung.
Kreislaufwirtschaft und Ressourcennutzung
Nutztiere sind ein wichtiger Bestandteil der landwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft. Sie verwerten Gras, Nebenprodukte und Futtergetreide, das für den menschlichen Verzehr ungeeignet ist, und liefern im Gegenzug wertvollen Hofdünger. Dieser trägt zur Bodenfruchtbarkeit bei und reduziert den Bedarf an synthetischen Düngemitteln.
Im Aargau wird grosser Wert auf eine ausgewogene Nährstoffbilanz gelegt. Die Betriebe dokumentieren ihre Düngergaben, analysieren Bodenproben und passen die Fütterung gezielt an. Auch die Zusammenarbeit zwischen Tierhaltungs- und Ackerbaubetrieben – etwa durch Gülleaustausch – ist ein bewährtes Modell.
Tiergesundheit und Qualitätssicherung
Gesunde Tiere sind die Grundlage für eine nachhaltige Tierhaltung. In der Schweiz wird grosser Wert auf Prävention gelegt: durch gute Stallhygiene, ausgewogene Fütterung, tierärztliche Betreuung und gezielte Zucht. Antibiotika werden nur im Krankheitsfall und unter strengen Auflagen eingesetzt – der prophylaktische Einsatz ist verboten.
Programme wie QM-Schweizer Fleisch, Suisse Garantie oder Bio Suisse stellen sicher, dass die Produkte aus tierfreundlicher und kontrollierter Haltung stammen. Die Rückverfolgbarkeit vom Stall bis zum Teller ist in der Schweiz lückenlos gewährleistet.
Dialog mit der Gesellschaft
Die Tierhaltung steht zunehmend im öffentlichen Fokus. Fragen zu Tierwohl, Klimaauswirkungen oder Fleischkonsum werden intensiv diskutiert. Die Landwirtschaft stellt sich diesem Dialog – mit Transparenz, Offenheit und dem Willen zur Weiterentwicklung. Viele Betriebe öffnen ihre Stalltüren für Schulklassen, Familien oder Interessierte und zeigen, wie moderne Tierhaltung funktioniert.
Im Aargau gibt es zahlreiche Initiativen, die den Austausch zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung fördern – etwa Stallvisiten, Hofprojekte mit Schulen oder regionale Märkte. Auch digitale Formate wie Social Media oder virtuelle Hofrundgänge gewinnen an Bedeutung.
Weiterführende Links
Schweizer Bauernverband
Schweizer Tierschutz
Agridea
Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen