Betreiben den Lindenhof in Muri: Claudia und Markus Dürrenmatt
Betreiben den Lindenhof in Muri: Claudia und Markus Dürrenmatt
Monatshof Juli, 2022

Lindenhof, Muri

«Das Tierwohl hat oberste Priorität»

Claudia und Markus Dürrenmatt stecken viel Herzblut in die Infrastruktur ihres Lindenhofs in Muri. Denn das Wohl ihrer Tiere hat für sie oberste Priorität.

«Viel Licht, Platz, Luft und kein Stress», so fasst Markus Dürrenmatt die Grundsätze seiner Tierhaltung zusammen. Wer durch den modernen Laufstall des Lindenhofs in Muri läuft, versteht, was der Landwirt meint, wenn er sagt: «Für uns hat das Tierwohl oberste Priorität.»

Diese Grundhaltung basiere nicht nur auf einer moralischen und ethischen Überzeugung. Es gebe auch rein wirtschaftliche Gründe, dem Tierwohl höchste Priorität einzuräumen: «Geht es dem Tier gut, und fühlt es sich wohl im Stall, dann lebt es länger und erzielt bessere Leistungen», erklärt Claudia Dürrenmatt.

Der Kreislauf schliesst sich

Seit zwei Jahren halten Claudia und Markus Dürrenmatt 80 Milchkühe und 50 Aufzuchtrinder in einem grossen Laufstall mit Futter- und Melkroboter. Der Stall ist unterteilt in Liege- und Futterplätze sowie einen Freilaufbereich. An der hohen Decke sorgen Ventilatoren für eine angenehme Luftbewegung.

Der Futterroboter mischt die verschiedenen Futterbestandteile selbstständig und verteilt sie in massgeschneiderten Zusammensetzungen an die Tiere. Der Melkroboter melkt die Kuh dann, wann sie es will. Das bringt eine grosse Ruhe in die Herde. Die Tiere wirken entspannt.

Mit dem neuen Stall können Claudia und Markus Dürrenmatt zudem ihr Jungvieh auf dem eigenen Hof aufziehen. Das war früher nicht möglich. Markus Dürrenmatt zufrieden: «So können wir den Kreislauf auf unserem Hof schliessen.»

Gutes Auge und Gespür

«Trotz der Automatisierung verbringen wir immer noch viel Zeit mit den Tieren, aber eben viel flexibler eingeteilt. Das hilft uns Arbeitsspitzen wie zum Beispiel während der Erntezeit zu bewältigen», erklärt Markus Dürrenmatt. Die wichtigste Arbeit könne kein Roboter übernehmen: die tägliche Beobachtung und Kontrolle der Tiere, um allfällige Probleme oder Krankheiten frühzeitig zu erkennen. «Bei den Tieren braucht es ein gutes Auge und Gespür», sagt Markus Dürrenmatt.

Vielfältiger Betrieb

Neben der Milchproduktion betreiben Claudia und Markus Dürrenmatt eine Kälbermast mit 80 Tieren nach den Richtlinien von IP-Suisse und eine Schweinemast mit 520 Tieren. Auf den 46 Hektaren ihres Betriebs bauen sie Mais, Weizen und Gerste als Futter für ihre Tiere an. Markus Dürrenmatt: «Dank dem Futterroboter nehmen die Tiere viel mehr Grundfutter aus unserer eigenen Produktion auf. So können wir Kraftfutter einsparen.»

Zum zugekauften Kraftfutter gehört auch Soja als Eiweisslieferant. Doch das Kraftfutter hat einen schlechten Ruf – zu Unrecht, findet Markus Dürrenmatt: «Wir verfüttern unseren Tieren ja nicht das Soja, wie viele glauben, sondern den sogenannten Presskuchen, das Abfallprodukt der Lebensmittelherstellung.»

Durch die Liebe zur Landwirtschaft

Claudia wuchs auf dem Lindenhof auf und machte eine Lehre als Detailhändlerin. An der Gewerbeschule lernte sie Markus kennen, der eine Lehre als Hufschmid absolvierte. So kam Markus durch die Liebe zur Landwirtschaft, die ihn schon lange fasziniert hatte.

Mittlerweile leben Claudia und Markus Dürrenmatt mit ihren drei Kindern auf dem Lindenhof. Dominik ist gelernter Landwirt und arbeitet auf dem elterlichen Betrieb mit. Joy machte eine Lehre als Detailhandelsfachfrau, Lina lernt Zimmerin. Claudia Dürrenmatts Mutter lebt im Stöckli und pflegt mit Leidenschaft den Garten.

Mindestens für ein Jahr gehören auch die Lernenden zur Familie. Insgesamt 20 hat Markus Dürrenmatt bereits ausgebildet. Sie wohnen und leben mit der Familie unter einem Dach. «Lernende sind eine grosse Bereicherung. Es ist aber entscheidend, dass sie gut in die ganze Familie hineinpassen. Sonst funktioniert es nicht», sagt Lehrmeister Markus Dürrenmatt.

Ideen für die Zukunft

Claudia und Markus Dürrenmatt haben den Betrieb im Sinne von Claudias Vater weitergeführt, ihn aber laufend modernisiert und intensiviert. Claudia Dürrenmatt: «Wir haben stets neue Ideen, wie wir unseren Betrieb weiterentwickeln können.» Das neuste Projekt: Claudia und Markus Dürrenmatt wollen Strom für einen grossen Kunden produzieren.

Produzieren, was der Markt verlangt

Ihre Milch produzieren Claudia und Markus Dürrenmatt nach den Richtlinien von IP-Suisse. Vor einigen Jahren prüften sie, ob sie ihren Betrieb auf Bio umstellen sollen. Doch sie fanden keine Abnehmer, die an Bio-Qualität interessiert gewesen wären. Markus Dürrenmatt zieht ein nüchternes Fazit: «Wir müssen produzieren, was der Markt verlangt. Alles andere macht keinen Sinn.»

Umso erstaunlicher: Am 25. September kommt mit der Massentierhaltungsinitiative eine Vorlage an die Urnen, die für die Nutztierhaltung in der Schweiz den Bio-Standard ins Gesetz schreiben will. Gleichzeitig nimmt aber der Verkauf von Label-Fleisch, bei dem besonderer Wert auf das Tierwohl gelegt wird, laufend ab. Die Konsumentinnen und Konsumenten scheinen zumindest an der Ladentheke das Wohl des eigenen Portemonnaies höher zu gewichten als das Tierwohl.

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Abstimmung am 25. September 2022

Mit der Massentierhaltungsinitiative kommt eine Vorlage an die Urnen, deren Annahme schwerwiegende Auswirkungen auf die Schweizer Landwirtschaft hätte.

Die Initiative suggeriert, es gebe in der Schweiz eine Massentierhaltung, obwohl der Begriff weder juristisch noch wissenschaftlich definiert ist. Und obwohl die Schweiz als einziges Land der Welt seit über zwanzig Jahren eine Höchstbestandsverordnung hat.

Hier die wichtigsten Argumente gegen die Initiative:

Bestehendes Angebot
Die von der Initiative geforderten Tierhaltungsstandards garantieren bereits bestehende Labels wie etwa Bio Suisse. Deren Marktanteil ist beim Fleisch jedoch sogar rückläufig.

Mehr Importe
Nur weil in der Schweiz weniger Fleisch produziert würde, würde nicht weniger konsumiert werden. Die Folge: Mehr Importe aus Ländern, in denen die Tierwohlstandards viel weniger hoch und streng kontrolliert sind als in der Schweiz.

Keine Wahlfreiheit
Es gäbe nur noch tierische Lebensmittel gemäss dem Bio-Standard. Die Wahlfreiheit entfällt.

Preise steigen
Die Preise für tierische Lebensmittel wie Fleisch, Eier oder Milch erhöhten sich um 20 bis 40 Prozent.

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