Dank einer Menge Erfahrung und Forschung weiss man heute recht gut, wie man die Gesundheit von Kühen, Schafen, Ziegen, Schweinen oder Geflügel stärkt. Besondere Betreuung brauchen vor allem Jungtiere, deren Immunsystem sich zuerst ausbilden muss. Die Basis dafür sind strikte Hygienemassnahmen. Diese verhindern vor allem bei in Gruppen lebenden Jungtieren einen Krankheitsausbruch. In der Geflügelmast hat das strikte Einhalten der «guten Herstellungspraxis» mit strengen Hygienevorschriften auf allen Stufen (Elterntiere, Bruteier, Küken, Stall) bereits viel gebracht: 95 Prozent des Schweizer Geflügels braucht nie eine medizinische Behandlung und das obwohl dort bis 18'000 Tiere zusammenleben. Neugeborene Kälber erhalten in den ersten Tagen die sogenannte Kolostralmilch der Mutter, die besonders viele Antikörper enthält. Ihre Haltung draussen in einzelnen «Iglus» ist ebenfalls eine Massnahme zur Gesundheitsvorsorge. Erst wenn das Immunsystem nach einigen Wochen ausgebildet ist, kommen die Kälber in die Gruppenhaltung.
Ebenfalls eine grosse Bedeutung kommt der frischen, sauberen Luft und damit der Durchlüftung der Ställe zu. Die heute gängigen, offenen Ställe helfen, dass die Tiere gesund sind. Kühe, Schafe oder Ziegen frieren auch im Winter nicht, ihre Felle schützen sie zuverlässig vor der Kälte. Schliesslich gehören tadelloses Futter, genügend frisches Trinkwasser sowie das Säubern der Liegeflächen zu den Präventionsmassnahmen. Gute Haltungsbedingungen stärken die natürliche Widerstandskraft der Tiere gegen Krankheiten. Das Vermeiden von Stresssituationen tut nicht nur uns Menschen, sondern auch den Tieren gut.
Gesundheitsdienste zur Unterstützung
Bei der Zucht hat sich in Sachen Tiergesundheit einiges getan. Achtete man früher vor allem auf die Leistung und das Aussehen, geht der Trend in der Rindviehzucht heute auf robuste Kühe mit guten Fitness-Merkmalen. Bauern haben ihren Tierbestand immer öfters einem sogenannten Gesundheitsdienst angeschlossen, zum Beispiel dem Rinder-, Kälber- oder Schweinegesundheitsdienst. Diesen Service gibt es auch für Kleinwiederkäuer oder Bienen. Dabei steht eine enge Zusammenarbeit mit einem Bestandestierarzt im Zentrum, der regelmässig auf den Hof kommt und die Tiere untersucht. Dieser ist auch gefragt, wenn ein Tier trotz Vorsorgemassnahmen erkrankt. Kranke Tiere trennt der Bauer von der Herde. Der Tierarzt entscheidet je nach Situation, welche Behandlung angebracht ist. Das Verschreiben von allfällig nötigen Antibiotika muss in jedem Fall durch den Tierarzt erfolgen. Dieser ist zudem verpflichtet, die Behandlung in die sogenannte Antibiotika-Verbrauchs-Datenbank einzutragen. Jeder Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft ist somit schweizweit erfasst. Das Ziel der Datenbank ist es, Transparenz über den Antibiotikaeinsatz zu erlangen und Massnahmen zur weiteren Reduktion des Antibiotika-Verbrauchs umzusetzen. Eine Tierhaltung ganz ohne Antibiotika bei schwer erkrankten Tieren widerspräche hingegen dem geltenden Tierschutzgesetz. Landwirtschaft und Tierärzte sind aber bestrebt, den Verbrauch von Medikamenten auf ein absolutes Minimum zu beschränken.
Alternative Medizin für Nutztiere
Immer mehr Bauern setzen zur Stärkung der Immunabwehr ihrer Tiere oder bei leichten Erkrankungen und Verletzungen auf pflanzliche Tinkturen und Salben sowie auf Komplementärmedizin wie Homöopathie. Kometian ist ein Verein, der sich auf Komplementärmedizin bei Nutztieren spezialisiert hat, und der die Bauern diesbezüglich berät und unterstützt. 2017 und 2018 gaben die Tierhalter bei 947 Fällen eine Rückmeldung zum Behandlungserfolg: Bei rund 70 Prozent der Fälle reichte die komplementärmedizinische Behandlung aus.
Immer weniger Antibiotika für Tiere
Die Verwendung von Antibiotika ging in der Veterinärmedizin in den vergangenen zehn Jahren stark zurück. 2009 wurden rund 66’000 kg verabreicht, 2018 waren es noch rund 32’000 kg. Dies entspricht einem Rückgang von über der Hälfte innerhalb von zehn Jahren. Die Zahlen zeigen, dass Tierärzte wie Tierhalter das Thema Antibiotika und die Resistenzproblematik ernst nehmen und entsprechend handeln: So viel wie nötig und so selten wie möglich.
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