Landwirt Silvan Meienberg mit Mutterkuh
Landwirt Silvan Meienberg mit Mutterkuh
Monatshof Oktober, 2021

Lindenhof, Bellikon

Der Traum vom eigenen Hof

Kaum hatte er seine Lehre abgeschlossen, konnte Landwirt Silvan Meienberg den Lindenhof in Bellikon übernehmen. Ein Glücksfall für ihn und für den Hof.

«Nach der Besichtigung des Lindenhofs wusste ich, so eine Chance bekomme ich nur einmal. Ich wäre blöd gewesen, wenn ich nicht zugeschlagen hätte!», erinnert sich Silvan Meienberg. 2019 hatte der Forstwart gerade seine Zweitlehre als Landwirt abgeschlossen. Wenige Monate später pachtete er den Lindenhof und kaufte der Besitzerfamilie Kaufmann sämtliche Maschinen, Traktoren, Geräte und das Vieh ab.

Von den benachbarten Bauern wurde der Neuzuzüger aus dem Kanton Zug gut aufgenommen. Silvan Meienberg erinnert sich: «Mit einer Flasche Wein unter dem Arm habe ich mich auf den Nachbarbetrieben vorgestellt.» Mittlerweile hilft man sich gegenseitig aus, wenn Not am Mann ist. Zum Beispiel, wenn Silvan Meienberg seine Tiere auf der anderen Strassenseite weiden lassen will: «Damit meine Tiere die Hauptstrasse überqueren können, brauche ich drei Helfer mit Leuchtwesten.»

Vom Kanton Zug in den Aargau

Der 24-Jährige wuchs in Menzingen im Kanton Zug auf. Seine Eltern führen einen Milchbetrieb, den sein älterer Bruder dereinst übernehmen wird. Da der Hof zu klein ist, um beide Brüder ernähren zu können, war immer klar, dass Silvan Meienberg den elterlichen Hof würde verlassen müssen.

Seit Januar 2020 betreibt Silvan Meienberg auf dem 24 Hektaren grossen Betrieb Mutterkuhhaltung unter dem Label Mutterkuh Schweiz und Ackerbau mit Weizen, Gerste, Raps und Mais. Im Ackerbau arbeitet er eng mit seinem Verpächter zusammen.

Ein gutmütiger Rambo

Für seine Mutterkühe und ihre Kälber produziert er Heu und Silogras für die Wintermonate. Während der Vegetationszeit haben seine Tiere bei günstiger Witterung täglich Auslauf auf die Weide. So schreibt es die Tierwohlprogramme BTS und Raus (siehe Kasten rechts) vor, bei denen Silvan Meienberg mitmacht. Ebenfalls mit auf der Weide: Stier Rambo, der seinem Namen glücklicherweise keine Ehre macht: «Ich habe noch nie einen lieberen Stier gesehen als Rambo», sagt Silvan Meienberg lachend, und krault dem mächtigen Tier den Kopf.

Der Stier sorgt dafür, dass die Mutterkühe regelmässig trächtig werden. Dank dem sogenannten Natursprung kann Silvan Meienberg auf die kostspielige und zeitaufwendige Zusammenarbeit mit einem Besamer verzichten.

Grosse Unterstützung für den Junglandwirt

Vorerst will Silvan Meienberg seinen Betrieb mit den bestehenden Kulturen und der Mutterkuhhaltung weiterführen, wie er ihn übernommen hat. Grosse Sprünge liegen nicht drin: «Ich konnte den Betrieb nur übernehmen, weil mich meine Familie finanziell unterstützte. Ich konzentriere mich momentan voll auf die Tilgung meiner Schulden», sagt Silvan Meienberg. Zusätzliche finanzielle Unterstützung bekam der Jungbauer in Form einer Starthilfe der Aargauischen Landwirtschaftlichen Kreditkasse ALK.

Freizeit gibt es nur bei schlechtem Wetter

Täglich nimmt sich der Landwirt Zeit, seine Tiere genau zu beobachten, um so mögliche Verletzungen oder Erkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Im Gegensatz zu Milchkühen müssen Mutterkühe nicht zweimal täglich gemolken werden. «Das gibt mir mehr zeitliche Flexibilität», sagt Silvan Meienberg. So arbeitet er nebenbei stundenweise für diverse Lohnunternehmer.

Dass er seit der Betriebsübernahme vor eineinhalb Jahren keine Ferien gemacht hat, erwähnt er nebenbei: «Einmal machte ich eine Woche frei – für einen WK.» Freiräume schafft er sich bei Schlechtwetter: «Wenn die Tiere versorgt sind, gönne ich mir an solchen Tagen auch einmal einen faulen Nachmittag.» Das ist auch nötig. Denn seine Arbeitswoche hat sieben lange Tage. «Man muss schon Freude an der Landwirtschaft haben, sonst macht man so etwas nicht!», sagt er lachend.

In der Scheune hat Silvan Meienberg einen Partyraum eingerichtet. Gerade während der Corona-Zeit konnte er so immerhin seine Zuger Freunde ab und zu einladen. Und vielleicht zieht seine Freundin, die in Rotkreuz lebt, einmal zu ihm auf den Lindenhof. Silvan Meienberg: «Gefallen würde ihr das Leben auf dem Bauernhof auf jeden Fall!»

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Tierwohlprogramme

Silvan Meienberg beteiligt sich an den beiden Tierwohlprogrammen BTS und RAUS.

Als besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme (BTS) gelten Mehrflächen-Haltungssysteme:

  • in denen die Tiere frei in Gruppen gehalten werden
  • in denen den Tieren ihrem natürlichen Verhalten angepasste Ruhe-, Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen
  • die über genügend natürliches Tageslicht verfügen
     

Regelmässiger Auslauf im Freien (RAUS):

  • Tieren wird während der Vegetationsperiode an mindestens 26 Tagen pro Monat Auslauf auf eine Weide gewährt
  • Tiere werden im Winter an mindestens 13 Tagen pro Monat ins Freie gelassen
  • Schweine, Kaninchen und Nutzgeflügel wird täglich Auslauf gewährt
  • Weide, Laufhof, Aussenklimabereich und Stall entsprechen den Bedürfnissen der Tiere
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