«Kaum ein Sektor produziert so marktorientiert wie der Gemüsebau», ist Ruedi Meier überzeugt und ergänzt: «Unser Betrieb ist zu 100 Prozent auf den Markt ausgerichtet.» Und der kennt für Tomaten und Gurken schon lange keine Saison mehr. Die Konsumentinnen und Konsumenten wollen Sommergemüse das ganze Jahr hindurch kaufen. Darum baut Ruedi Meier sein Gemüse ausschliesslich in Gewächshäusern an, auf einer Fläche von 6.2 Hektaren.
Die Tomaten werden im Januar gepflanzt und werden von April bis November durchgehend geerntet. Zum Sortiment gehören Cherry-, Rispen-, Dattel- und Ochsenherztomaten.
Vorteile des Gewächshauses
Die modernen Gewächshäuser sind computergesteuerte Hightech-Hallen. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Bewässerung, Belüftung – nichts wird dem Zufall überlassen. Spezielles Glas bricht das Sonnenlicht so, dass die wärmenden Strahlen bis in die untersten Ecken des Gewächshauses gelangen.
Ruedi Meier ist überzeugt vom gedeckten Anbau: «Hier drinnen kann ich viel präziser arbeiten, steuern und Einfluss nehmen. Das erlaubt es mir, das Maximum aus einer Kultur herausholen.»
Geschlossener Kreislauf
Auf die Nachhaltigkeit von Gewächshäusern angesprochen, preist Ruedi Meier die Vorzüge des Hors-sol-Anbaus. Das überrascht! Ausgerechnet der oft verteufelte Hors-sol-Anbau, bei dem das Gemüse nicht in der Erde, sondern auf Substratballen wächst, soll besonders ökologisch sein? Ruedi Meier nickt und erklärt: «Beim Hors-sol-Anbau brauche ich viel weniger Erdreich pro Pflanze, und ich kann jeder Pflanze genau das geben, was sie braucht, um kräftig, gesund und widerstandsfähig zu sein. Eben gerade nicht das Giesskannenprinzip, bei dem das meiste daneben geht.»
Er zeigt hauchdünne Schläuche. Sie versorgen die Substratballen präzise dosiert mit Wasser und Nährstoffen. «Dosieren wir einmal zu viel Wasser, wird es in einem geschlossenen Kreislauf aufgefangen und wiederverwertet», erklärt Ruedi Meier. Übrigens: Auf der riesigen Fläche der Gewächshausdächer kommen enorme Mengen Regenwasser zusammen. Dieses wird in einem kleinen See gesammelt und für die Bewässerung eingesetzt.
Lange Familiengeschichte
Es war Ruedi Meiers Urgrossvater, der aus dem Dorf aussiedelte und einen Bauernhof mit Milchwirtschaft gründete. Der Grossvater gab die Tierhaltung auf und produzierte Lagergemüse. Ruedis Vater Paul Meier baute dann die ersten Gewächshäuser, um Frischgemüse anzubauen. Ruedi Meier führt die Familientradition weiter.
Je nach Saison beschäftigt er zwischen 15 und 42 Erntehelferinnen und -helfer. Fast alle Angestellten leben während der Saison in einem modernen Wohntrakt direkt auf dem Betrieb.
Einheimische Produktion gefährdet
Da im Laden nur optisch und qualitativ makelloses Gemüse verkauft werden kann, bekommt Ruedi Meier vom Detailhandel strenge Vorgaben, was Farbe, Form, Grösse und Gewicht der Tomaten und Gurken betrifft. Natürlich muss das Gemüse auch frei von Schädlingen und Krankheiten sein. Ruedi Meier nachdenklich: «Da sehe ich schon einen grossen Widerspruch. Zum einen wollen alle eine möglichst ökologische und extensive Landwirtschaft. Im Laden aber muss das Gemüse absolut perfekt und möglichst günstig sein.»
Ruedi Meier ist überzeugt, dass eine Annahme der Trinkwasser- und der Pestizidfrei-Initiative am 13. Juni diesen Widerspruch zusätzlich verschärfen würde: «Unsere Produktion würde nicht verunmöglicht. Aber wir müssten massive Qualitäts- und Ertragseinbussen hinnehmen.» Die Folgen wären klar: Die einheimische Produktion würde schrumpfen, Arbeitsplätze gingen verloren. Der Import von Lebensmitteln würde zunehmen.
Pflanzenschutzmittel als letzte Option
Schon lange bevor die Initiativen zustande kamen, arbeitete die Branche bereits intensiv daran, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln laufend weiter reduzieren zu können. Ruedi Meier erklärt: «Bei der Bekämpfung von Schädlingen arbeiten wir zum Beispiel mit Nützlingen wie Raubwanzen und Milben.» Das Allerwichtigste aber sei die Wahl der richtigen Sorte, die sowohl Geschmack und Qualität wie auch Krankheitsresistenz optimal vereine. «Wir praktizieren einen Pflanzenschutz, bei dem wir chemische Mittel erst als allerletzte Option einsetzen», sagt Ruedi Meier und bringt den Grundsatz beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf den Punkt: «So wenig wie möglich, so viel wie nötig».
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