Der Kehrhof ist ein Familienunternehmen: Martin, Carolin und Regina Hort
Der Kehrhof ist ein Familienunternehmen: Martin, Carolin und Regina Hort
Monatshof März, 2022

Kehrhof, Wittnau

Traumberuf Landwirtin

Für Carolin Hort (23) war schon immer klar, dass sie Landwirtin werden will. Heute betreibt sie mit ihrer Familie den Kehrhof in Wittnau und bildet sich zur Meisterlandwirtin weiter.

«Zu klein, zu fein und zu gescheit für die Landwirtschaft!». Heute kann die 23-jährige Carolin Hort über die Vorurteile lachen, die sie in der Schule zu hören bekam, als sie sich für eine Lehre als Landwirtin entschieden hatte. Sie erinnert sich: «Auch wenn viele es mir ausreden wollten, für mich war von klein auf klar, dass ich in die Landwirtschaft will.» Ihre Schwester Melanie studiert an der Pädagogischen Hochschule, ihr Bruder Nils absolviert eine kaufmännische Lehre.

Seit sie 2017 ihre Lehre abgeschlossen hat, arbeitet Carolin Hort auf dem elterlichen Betrieb, dem Kehrhof in Wittnau. Noch ist sie Angestellte ihres Vaters. In einigen Jahren wird sie den Betrieb in der fünften Generation übernehmen. «Wir wollen mit der Hofübergabe nicht ewig warten, ein Fehler, den viele machen. Das ist frustrierend für die junge Generation, die den Hof in die Zukunft steuern will», sagt ihre Mutter Regina.

Weiterbildung zur Meisterlandwirtin

2019 begann Carolin Hort berufsbegleitend mit der Betriebsleiterschule am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg in Gränichen. Nächstes Jahr wird sie die Weiterbildung als Meisterlandwirtin abschliessen. Carolin Hort: «Heute ist ein Bauernhof ein Unternehmen, das innovativ sein muss, um nicht unterzugehen.»

Mit Aufklärung gegen Kritik

Letztes Jahr die beiden Agrarinitiativen, voraussichtlich noch dieses Jahr die Massentierhaltungsinitiative – der Landwirtschaft weht ein kritischer Wind entgegen. Carolin Hort sagt: «Das schwierige Umfeld ist für mich auch eine Herausforderung und ein Ansporn. Das beste Mittel, um der Kritik entgegenzuwirken, ist Aufklärung.» Gemeinsam mit ihrer Schwester Melanie betreibt Carolin Hort einen Instagram-Kanal (siehe rechts), auf dem sie ihre Leidenschaft für die Landwirtschaft zeigt und Aufklärung betreibt.

«Die Bauern von Wittnau sind gut ins Dorf integriert. Ich bin zum Beispiel in der Damenriege. Mich kennen alle hier», erzählt Carolin Hort. Das sei wichtig, denn: «Arbeite ich einmal noch in der Nacht oder am Wochenende mit dem Traktor, wissen die Leute im Dorf, dass es gute Gründe dafür gibt, und dass ich das nicht zum Vergnügen mache.» 

Milchproduktion und Obstbau

Der Kehrhof in Wittnau hat 26 Hektaren landwirtschaftliche Fläche. In einem modernen Laufstall mit Melkroboter produziert die Familie mit 30 bis 40 Kühen Milch unter dem Label von IP Suisse (siehe Kasten). Im alten Stall betreibt sie zudem eine eigene Rinderaufzucht. Die Tiere sind während rund acht Monaten im Jahr auf der Weide.

Das zweite wichtige Standbein des Kehrhofs ist der Obstbau. Neben rund 300 Hochstammbäumen betreibt Familie Hort eine moderne Obstanlage mit Witterungsschutz, in der sie Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Nektarinen, Zwetschgen und Tafeltrauben produziert. Auf einer halben Hektare produzieren sie Speise- und Zierkürbisse. Zudem bauen sie Gras für ihre Kühe und Mais an.

Vater Martin Hort arbeitet gerade mit einer kleinen Motorsäge und einer hydraulischen Astschere in den Garnet-Kirschen, die im Drapeau-marchand-System gepflanzt sind. Die Obstbäume werden schräg in einem Winkel von 45 Grad gepflanzt, die Äste horizontal an Drähten befestigt. So entsteht eine dichte Fruchthecke. «Beim Schnitt der Bäume darf ich nicht zu zimperlich sein. Nur wenn ich die Bäume gründlich auslichte, kahlt der Baum in Stammesnähe nicht aus. Das ist entscheidend für den guten Geschmack.»

Exotische Indianerbananen

Am Rand der Obstanlage zeigt Martin Hort die Exoten des Betriebs: Indianerbananen. Die Indianerbanane stammt aus Nordamerika und ist trotz ihres tropischen Geschmacks winterhart. «Die Indianerbananen sind eine tolle Bereicherung für unseren Marktstand», sagt Martin Hort.

Ihr Steinobst verkaufen Horts während der Saison in Aarau am eigenen Marktstand, den Martins Mutter betreut. In den Spitzenzeiten stehen bis zu vier Personen hinter der Theke. «Das ist eine schöne Kindheitserinnerung, mit der Grossmutter auf dem Markt», erzählt Carolin Hort und ergänzt lachend: «Erst später habe ich verstanden, dass ein herziges Kind am Marktstand auch gut fürs Geschäft ist.»

Vater und Tochter ziehen am selben Strick

Die Zusammenarbeit zwischen Tochter und Vater funktioniere gut, sagt Carolin Hort und ergänzt: «Das ist nicht selbstverständlich, wenn man rund um die Uhr zusammenlebt und arbeitet. Wichtig ist, dass wir unsere Meinungen und Entscheidungen gegenseitig begründen und nicht einfach durchstieren.» Der grosse Vorteil der Zusammenarbeit: Carolin und ihr Vater Martin haben eine klare Ferien- und Wochenendregelung. Jeden zweiten Sonntag haben sie abwechselnd frei. Und während der ruhigeren Wintermonate gönnen sie sich auch einmal Ferien. Mutter Regina Hort ist überzeugt: «Der Mythos vom Bauern, der bis zum Umfallen arbeitet, ist schädlich und nicht mehr zeitgemäss. Freie Tage und Ferien sind wichtig. Wir Bauern müssen uns und unsere Produkte selbst mehr wertschätzen, sonst verheizen wir uns!»

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Ausbildung an der Liebegg

Das Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg in Gränichen ist das Kompetenzzentrum für Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung im Kanton Aargau.

Das Zentrum bietet verschiedene Bildungsgänge für die Landwirtschaft an: AgrarpraktikerIn, LandwirtIn, Bäuerin und Fachleute Hauswirtschaft.

Carolin Hort absolviert die Betriebsleiterschule, eine berufsbegleitende Weiterbildung, die in zwei Teile gegliedert ist.

Teil 1: Landwirtin FA
Im Unterricht werden folgende Schwerpunkte gesetzt: Produktionstechnik aktualisieren und vertiefen, Instrumente zur Analyse einzelner Betriebszweige kennenlernen und sich weiterbilden in Marketing und Personalführung

Teil 2: Meisterlandwirtin
Der zweite Teil der Betriebsleiterschule vermittelt umfassende Kompetenzen zur Unternehmensführung.

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