Familie Vollenweider: Marcel, Fabian, Doris, Raphael
Monatshof Mai, 2020

Vollenweiders Lindenhof, Benzenschwil

Voller Einsatz für den Hofladen

Auf dem Lindenhof in Benzenschwil hat die Generationengemeinschaft Vollenweider ihre Produktion voll auf die Direktvermarktung ausgerichtet.

Im modernen und grosszügigen Hofladen duftet es verlockend nach frischem Brot. In einem Nebenraum holt Doris Vollenweider Mutschlis aus zwei grossen Backöfen. Die Ruch- und Buurebrote brauchen noch etwas länger im Ofen. In der Zwischenzeit füllt sie die Auslagen des Hofladens auf, drapiert Obst, Gemüse, Eier, Käse und vieles mehr. Rund 200 Produkte stellen Vollenweiders auf ihrem Hof selber her, darunter auch Spezialitäten wie Salatsauce, Konfighurt und Fertigfondue. Der rote Neubau, angebaut an ein altes Spritzenhaus, beherbergt nebst dem Ladenlokal verschiedene Räume für die Lagerung und Verarbeitung der Hofprodukte.

Bis zu 150 Kundinnen und Kunden besuchen den Laden jeden Tag. Samstags sind es gar bis zu 250. Wie viele andere Hofläden hat auch der Lindenhof die Auswirkungen der Corona-Krise gespürt. Viele neue Konsumentinnen und Konsumenten kauften im Hofladen ein, um die Grossverteiler meiden zu können.

Direktvermarktung über den Hofladen

Viele Produktionsbereiche

Die Generationengemeinschaft Vollenweider, das sind Mutter Doris, ihr Mann Marcel und die Söhne Raphael und Fabian. Auf dem Lindenhof sorgt der Hofladen nicht nur für einen kleinen Zusatzverdienst. Er ist das Herzstück des Betriebs. Die Familie hat die Produktion auf den 35 Hektaren ihres Hofs voll auf die Direktvermarktung ausgerichtet. Entsprechend vielfältig sind ihre Produktionsbereiche: Hofkäserei, Hofbäckerei, Imkerei, Milchwirtschaft, Legehennen, Schweinehaltung, Gemüsebau, Beerenanbau, Obstanbau und Ackerbau. Die Zahlen geben ihrem Konzept recht: In den letzten Jahren ist ihr Betrieb jährlich um rund zehn Prozent gewachsen.

Draussen dämmert es langsam. Raphael Vollenweider steht im Melkstand. Rote Ziffern flimmern auf, zeigen die Melkleistung an. Raphael Vollenweider sagt: «Mit 14 bis 15 Liter Milch pro Kuh bin ich zufrieden, mehr will ich gar nicht.» Den 30jährigen Melkstand will er bald durch einen Melkroboter ersetzen. Das sei angenehmer für die Kühe. Weil sie sich nicht länger vom Preisdiktat der Milchindustrie abhängig sein wollten, verarbeiten die Vollenweiders ihre Milch seit 2014 direkt auf dem Hof. Nach dem Melken fährt er den Milchtank wenige Meter über den Hof und pumpt die Milch direkt in die Käserei.

Der Kunde ist König

Raphael Vollenweider behandelt seine Kühe homöopathisch. Die Behandlungserfolge seien sehr gut. Das liege auch daran, dass auf dem Lindenhof die Tierbestände bewusst klein gehalten würden: 35 Kühe, 120 Mastschweine, 600 Legehennen. Neu produzieren Vollenweiders zudem Weidebeef und Weideschweine. Im ersten Jahr halten sie gerade einmal sieben Schweine auf der Weide. Die Rückmeldungen der Hofladenkundschaft wird ein wichtiger Faktor bei der Beurteilung des Versuchs sein. Kommt die Fleischqualität gut an, werden sie das Projekt weiterverfolgen.

Die Generationengemeinschaft pflegt den direkten Kontakt zu ihren Kundinnen und Kunden nicht nur, wenn es um die Zusammensetzung des Sortiments geht. Fabian Vollenweider sagt: «Wenn unsere Kundinnen und Kunden Fragen zu den Produkten haben, kommunizieren wir transparent und offen. Das geht nur, wenn wir hinter allen Aspekten unserer Produktion stehen können. Das ist für uns wichtiger, als uns einem bestimmten Label zu verpflichten.»

Das kleinere Übel wählen

Fabian Vollenweider prüft den jungen Weizen auf dem Feld. Seit einigen Jahren bestellen die Brüder ihre Felder pfluglos. Der Boden wird nur minimal maschinell bearbeitet. Dies fördert den Humusaufbau. Der Boden wird widerstandsfähiger und kann besser Wasser speichern. Eine Eigenschaft, die angesichts der aussergewöhnlich langen Trockenperioden in den letzten Jahren immer wichtiger wird. Gleichzeitig kann das Unkraut nicht wie gewohnt einfach untergepflügt werden. Die ausgeklügelte Fruchtfolge und intensives Mulchen reichen im Kampf gegen das Unkraut aber nicht aus. Ab und zu müssen Vollenweiders das Unkraut auf ihren Feldern mit einem Herbizid bekämpfen.

Auch in diesem Bereich plädiert Fabian Vollenweider für Transparenz. Der Einsatz von Herbizid basiere auf einer fundierten Analyse und sei schlussendlich das kleinere Übel im Bestreben um eine möglichst gute Humusqualität. Denn: Je besser der Humus, um so weniger Dünger und künstliche Bewässerung sei notwendig. Neue Forschungen zeigen zudem, dass dem Humus eine bisher unterschätzte Rolle als wichtiger CO2-Speicher im Kampf gegen den Klimawandel zukommt.

Eingespieltes Teamwork

In der Saison kommen Gemüse, Obst und Beeren täglich erntefrisch in den Hofladen. Während sein Bruder für die Tiere zuständig ist, hält Fabian Vollenweider den Lindenhof organisatorisch zusammen. Keine leichte Aufgabe, bei so vielen Betriebszweigen. Nachdem er Salate und Rhabarber für den Tag geerntet hat, steht Büroarbeit an. Fabian Vollenweider betreut die anderen Vertriebszweige des Hofs, den Detailhandel (Volg, Lidl) und die Zusammenarbeit mit dem regionalen Hauslieferdienst Buur on Tour.

Immer wieder steigt Marcel Vollenweider die Treppenstufen zum Käsekessel hinauf, um die Temperatur des Bruchs, der Käsemasse, zu messen. Genau 42,5 Grad müssen es sein. Marcel Vollenweider stellt in der modernen Hofkäserei acht verschiedene Käse her. Zwischen den Messungen bereitet er einige Treppenstufen weiter unten die Käseformen vor. Ist die genaue Temperatur erreicht, muss es schnell gehen. Sohn Fabian eilt hinzu. Durch einen dicken, transparenten Schlauch schiesst der Bruch in die Käseformen. Vater und Sohn sind ein eingespieltes Team. Sie arbeiten blitzschnell und ohne viele Worte. Wenige Minuten später zischt die Hydraulik, die in den Formen die restliche Molke aus den Käselaibern presst.

Birgt die intensive Zusammenarbeit in der Familie nicht Konfliktstoff? Fabian Vollenweider winkt ab: «Jeder muss sich einfach ein Stück weit zurücknehmen können.» Zudem ergänze er sich von der Ausbildung her perfekt mit seinem Bruder. Während Raphael sich zum Betriebsleiter weiterbildete, habe er die Zusatzausbildung zum Agrotechniker gemacht. Ende Jahr werden die beiden Brüder den Lindenhof von ihren Eltern übernehmen. Aber auch danach werden alle vier Vollenweiders mitanpacken, um in ihrem Hofladen ein hochwertiges und vielseitiges Sortiment bieten zu können.

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Lindenhof, Benzenschwil

Fläche
35 ha
Tiere
Milchkühe, Schweine, Legehennen, Bienen

Öffnungszeiten Hofladen
Montag bis Freitag:
8.00–12.15 Uhr / 13.15–18.30 Uhr

Samstag:
6.30–17.30 Uhr

Adresse
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